Blitzblank sein ist erst der Anfang
Wäre man ein Operationsinstrument, so würden unzählige Dokumente festhalten, was man in den letzten zwölf Jahren in der Zentralsterilisation alles über sich hätte ergehen lassen müssen. Und man würde sie alle längst kennen: die Technischen Sterilisationsassistentinnen und -assistenten, die Leiterin Zentralsterilisation und natürlich die Qualitätsverantwortliche.
Was dem Besucher in der ZSVA auffällt: Sie alle sind konziliant im Tonfall und kompromisslos in der Sache. Die Aufgabe des Teams: entgegennehmen, sterilisieren und wieder ausliefern? So einfach ist es nicht. Was die unendlich vielen Klemmen, Scheren und Pinzetten zwischen zwei Operationen durchlaufen, ist ein minutiös strukturierter Marathon durch Maschinen, Kontrollen und Dokumentation, vorbei an kritischen Augen und nochmals durch Kontrollen.
Wer – wann – wie
Entgegengenommen wird das Material in der Schmutzzone. Von Weitem sehen hier alle aus, als würden sie gleich den Operationssaal betreten. Der Schutz gilt der eigenen Person, die Utensilien sind frisch aus dem Operationssaal und könnten infiziert sein. Nach der Vorsortierung werden sie für das Reinigungs- und Desinfektionsgerät (RDG) bereitgestellt. Schon hier wird alles verbindlich dokumentiert: Wer hat was wann nach der Reinigung mit welcher Temperatur und welcher Dauer für den nächsten Arbeitsgang freigegeben? Die Medizinprodukte sind jetzt sauber, aber noch nicht steril.
Weiter geht’s im Reinraum, am Packtisch werden die gereinigten Utensilien auf korrekte Funktion sowie optische Sauberkeit geprüft und die Siebcontainer je Operationsart mit den passenden Instrumenten bestückt. Jeder Siebcontainer wird registriert und mit einem Code versehen, der sich später als Produktionsnummer in der Patientenakte wiederfindet.
Aufwendig und zertifiziert
Es folgt – endlich – die Sterilisation. Der Sterilisator erhitzt das Material für 18 Minuten bei 2 Bar Überdruck auf 134 Grad Celsius. Weil nicht alle Utensilien thermostabil sind, steht als Alternative ein Plasmasterilisator für die schonendere Behandlung mit Wasserstoffperoxyd zur Verfügung.
Was eines dieser Geräte verlässt, darf mit nichts und niemandem mehr in Berührung kommen. Die Container mit dem Sterilgut sind dicht, hermetisch verschlossen und plombiert. Durch die Abkühlung entsteht ein leichter Unterdruck, so wie man es von Grossmutters Konfitüregläsern her kennt. Natürlich ist in den Containern keine Konfitüre, aber auf das bewährte «Konfiglas-Prinzip» ist auch hier Verlass. Letzter Akt: Schlusskontrolle und fertig.
Sterilisiert wird seit gut 130 Jahren nach dem gleichen Grundprinzip, doch die ZSVA entwickelt sich laufend weiter. Die Geräte arbeiten immer exakter, die Kontrollen werden laufend systematisiert und die Dokumentation verfeinert. Als zertifizierte Abteilung (ISO 13485:2016) ist die ZSVA verpflichtet, die detaillierte Rückverfolgung für jede Charge noch nach zwölf Jahren zu ermöglichen. Diese Vorgabe bringt erheblichen Aufwand mit sich, zugleich aber schützt sie bei kritischen Nachfragen die 26 Mitarbeitenden der ZSVA. Die Zertifizierung gilt auch als Voraussetzung dafür, Sterilisationsaufträge von Dritten annehmen zu können.
Neuer Lehrberuf
Wer in der Zentralsterilisation arbeitet, hat mindestens einen Fachkundelehrgang I zur Weiterbildung als Technischer Sterilisationsassistent abgeschlossen. In diesem Jahr wird erstmals in der Schweiz die dreijährige Berufsausbildung als Medizinproduktetechnologe/-technologin EFZ angeboten; die ZSVA im KSW stellt im Sommer die ersten Lernenden ein.
Verlässlichkeit und Stehvermögen
Hygienebewusstsein und Verlässlichkeit sind in der Zentralsterilisation entscheidend, die Produktivität ist eindrücklich. Für den OP-Betrieb (inklusive externer Kunden) durchlaufen pro Jahr 53’000 Siebcontainer, 12’000 Vliesverpackungen und 26’000 Folienverpackungen die ZSVA.
Hinzu kommen 84’000 Einzelinstrumente für die Abteilungen. Die Stimmung in Schmutzzone und Reinraum ist gut, aber keine Spur von «immer nur mit der Ruhe». Gefragt sind auch Ausdauer und Stehvermögen, das meiste wird im Stehen erledigt. Deshalb fehlt in keinem Einstellungsgespräch auch die Frage nach körperlicher Verfassung, Rücken und Knien.
Im Notfall nach Luzern
Kompetente Fachleute und modernste Maschinen, aber dennoch: Bei der Sicherheit sind fast hundert Prozent nicht ganz hundert Prozent. Sollte der Betrieb der ZSVA in Winterthur durch ein unvorhergesehenes Ereignis gestört werden, könnten die Operationssäle des KSW – in eingeschränktem Betrieb – weiterhin auf frisches Sterilgut zählen.
Im Notfallkonzept ist vorgesehen, dass die Winterthurer Fachleute mit dem wichtigsten Material zur Zentralen Sterilgutversorgungsanlage im Kantonsspital Luzern reisen und die Anlage ihrer Luzerner Kollegen mitbenutzen können. Die Vereinbarung beruht auf Gegenseitigkeit. Wären die Luzerner in der Klemme, so böte ihnen das KSW Unterstützung an.