Die Geburt – wundersamer Beginn des Lebens
Esther K. kam früher als erwartet in die Klinik für Geburtshilfe am Kantonsspital Winterthur. Bis zum Geburtstermin sollte es keinen Monat mehr dauern, und das plötzliche Ziehen im Bauch erinnerte die werdende Mutter daran.
«Die Geburt war für uns ein ganz spezieller Moment – Achterbahn und grosses Glück.»
«Fehlalarm», lautete die Diagnose der Hebamme. Doch beim Ultraschall wurde entdeckt, dass der Blinddarm sich entzündet hatte und schnellstens entfernt werden musste. Nach der Operation wurde die Schwangere in der Klinik für Geburtshilfe untergebracht. Sie nutzte die Tage bis zur Entlassung für eine Stillberatung. «Die Beraterin kam zu mir ins Zimmer und gab mir viele Ratschläge, um die ich heute froh bin», erinnert sie sich.
Eine Schwangerschaft ändert alles
«Eine schwangere Frau braucht eine angepasste Behandlung – beispielsweise bei der Medikation», meint Dr. med. Elke Prentl, Chefärztin Geburtshilfe am KSW. «Darum versorgen wir schwangere Patientinnen nach einer Operation bei uns auf der Wochenbettstation. Wir arbeiten eng mit den anderen Bereichen des Spitals zusammen und sorgen damit für die Sicherheit von Mutter und Kind.»
Umfassende medizinische Sicherheit war den werdenden Eltern – neben der Nähe zum Arbeits-und Wohnort – für die Geburt besonders wichtig. Bevor sie sich für das KSW entschied, besuchte Esther K. verschiedene Informationsveranstaltungen. «Jede Mutter hat für die Geburt individuelle Bedürfnisse», weiss Dr. Prentl. Sie empfiehlt deshalb, sich im Voraus zu informieren. Eine gute Gelegenheit dazu bietet der Informationsmorgen für werdende Eltern am KSW.
«1792 Kinder kamen 2020 am KSW zur Welt.»
«Man erfährt enorm viel über die Geburt und das vielfältige Angebot. Die werdenden Eltern können unsere Expertinnen und Experten kennenlernen und ihnen persönlich Fragen stellen. Zurzeit findet der Informationsmorgen virtuell statt, was ganz toll funktioniert. Die Fachpersonen stehen auch zu einem späteren Zeitpunkt zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung.»
Zweiter Anlauf
Es ist bereits nach Mitternacht, als Esther K. in der Klinik für Geburtshilfe eintrifft. Obwohl sie noch keine spürbaren Wehen hat, ist den Hebammen klar: Das Baby kommt noch heute. Ganz aufgeregt entscheiden sich die Eltern, zur Entspannung nochmals nach Hause zu fahren. «Wenn es doch schneller geht, machen wir einfach auf halbem Weg kehrt und kommen zurück», meint die baldige Mutter zu ihrem Mann Marco K. Dieser ist einverstanden und verkündet am nächsten Morgen bei der Arbeit stolz die frohe Botschaft. Für den Rest der Woche nimmt er frei, damit er die ersten Tage ganz bei seiner Familie sein kann.
Gegen Mittag verspürt Esther K. noch immer keine Wehen. Deshalb bekommt sie von der Hebamme im KSW einen «Wehen-Cocktail», der den Körper aktiviert und anregt. Und tatsächlich: Gegen Abend setzen die Wehen ein, der magische Moment rückt immer näher. Esther K. möchte es gern mit einer Wassergeburt probieren. «Ich habe darüber viel Gutes gehört.» Vom warmen Bad entspannt, fühlt sie sich bereit für die Geburt.
Alles braucht seine Zeit
Doch das Baby lässt sich Zeit. Von den Presswehen erschöpft, wechselt Esther K. die Position und kommt aus dem Wasser. Die Hebamme Davina Reinhard versichert ihr: «Ich bleibe bei Ihnen, bis das Kind auf der Welt ist.» Dafür ist Esther K. auch heute noch dankbar. «Die Hebamme wusste gut, wie es mir geht, gerade weil sie so lange bei mir war.» Das Warten zahlt sich aus. Das Kind kommt rundum gesund zur Welt und die Eltern geniessen den innigen Moment. Esther K. erinnert sich: «Wir wussten da noch gar nicht, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Wir wollten uns überraschen lassen, deshalb verriet auch die Hebamme nichts. Vor lauter Anstrengung konnte ich mich zwar kaum mehr bewegen, gleichzeitig war ich aber überglücklich, endlich meine Tochter Elea in den Armen zu halten.»
«Ich war überglücklich, endlich meine Tochter Elea in den Armen zu halten.»
Esther K.
Nach der Geburt kümmerte sich die Gynäkologin um die Mutter und stellte eine Verletzung des Gebärmutterhalses fest. Eine solche Verletzung ist zwar relativ harmlos, verlangt aber nach einer professionellen medizinischen Behandlung in einem Spital. Während der Operation wartete der Vater geduldig mit seiner Tochter, die vorher noch schön eingepackt worden war.
«Die Hebamme wusste gut, wie es mir geht, gerade weil sie so lange mit mir da war.»
Esther K.
Auf der Gebärabteilung ging es unterdessen nicht mehr ganz so ruhig zu und her. Sechs Kinder kamen in dieser Nacht zur Welt, und die Hebammen hatten alle Hände voll zu tun.
Wochenbett
Noch erschöpft von der Geburt kam Esther K. nach dem Eingriff auf die Wochenbettstation, um sich auszuruhen. «Ah, Sie kenne ich!», freute sie sich, als sie eine Pflegefachfrau erkannte, die sie während ihres Aufenthalts auf der Wochenbettstation wenige Wochen zuvor betreut hatte. Für die frischgebackene Mutter war der Moment wie nach Hause zu kommen.
Jetzt hatte Esther K. endlich Zeit, ihr Baby richtig kennenzulernen. «Wir sorgen dafür, dass die Mütter in den ersten Stunden beim sogenannten Rooming-in mit ihrem Kind ungestört sind», erklärt Fiona Bloch, Abteilungsleiterin Pflege auf der Wochenbettstation und ausgebildete Hebamme. Marco K., der Vater, konnte seine Frau und seine Tochter jeden Tag für kurze Zeit besuchen.