Von der Vanilleschote bis zu Elton John
Am 13. Mai 1979 wurde das Spitalradio Winterthur mit der ersten Ausgabe des Wunschkonzerts eingeweiht. Mittlerweile sind für das Spitalradio 22 Mitarbeitende tätig, welche die vier Live-Sendungen moderieren und sich um die Technik kümmern. Die beiden Wunschkonzerte am Sonntag bieten den Patienten die Möglichkeit, die Sendungen durch die Abgabe von Musikwünschen interaktiv mitzugestalten. Zusätzlich gibt es jeweils mittwoch- und freitagabends eine Sendung, in welcher der jeweilige Moderator ein Thema seiner Wahl in den Mittelpunkt stellen kann – von der Vanilleschote bis hin zu Elton John war schon alles dabei.
Die Weiterentwicklung des Spitalradios wurde besonders durch die technische Entwicklung angekurbelt. Seit 2004 werden die Sendungen nicht mehr über das Kopfkissenradio und UKW-Radio, sondern über die Fernsehgeräte an den Spitalbetten ausgestrahlt, wodurch beispielsweise der Gottesdienst am Sonntagmorgen live übertragen werden kann. Obwohl 2005 die technischen Geräte sowie ein Teil der Tonträger digitalisiert wurden, werden neben der digitalen Tonträger weiterhin auch Plattenspieler sowie CD-Player benutzt. Dank des zusätzlichen mobilen Studios können seit dem Jahr 2014 innerhalb des KSW Sendungen live produziert und übertragen werden.
Das Spitalradio Winterthur ist nach wie vor ein Non-Profit-Verein, und alle Mitarbeitenden engagieren sich ehrenamtlich. Das KSW unterstützt das Spitalradio vor allem durch das Überlassen des technischen Equipments, stellt Räume, Computer und Telefone zur Verfügung. Der Aufwand lohnt sich, selbst wenn die Hörerzahlen nicht eruiert werden können. Es gehe nicht darum, möglichst viele Hörer zu erreichen. Die grösste Motivation sei nach wie vor, anderen Menschen eine Freude zu bereiten. Es sei egal, ob das eine Person oder 500 Personen sind. So lange man wisse, dass mindestens jemandem etwas Gutes getan wird, reiche das, sagt Anita Nydegger, Präsidentin des Spitalradios. Eine schöne Idee, die Früchte trägt – bereits vor 40 Jahren, als das Spitalradio ins Leben gerufen wurde, gab es eine aussagekräftige Rückmeldung, die bis heute durchgehend motiviert: Die Schmerzmittelabgabe konnte insgesamt reduziert werden, seit das Spitalradio sendet.
«Anderen Menschen eine Freude bereiten»
Was war die Motivation, ein Spitalradio zu gründen?
Pfarrer Axel Fabian: Gründer Pater Ursmar Wunderlin machte das Spitalradio mit viel Elan zu seinem Lebensprojekt und stand weit über seine Pensionierung hinaus dahinter. Es sollte damals wie heute die Genesung der Patienten unterstützen. Vor 40 Jahren dauerte der Aufenthalt der Patienten im Durchschnitt noch länger und zog sich oft übers Wochenende hin. Das Spitalradio sollte den Patienten die Möglichkeit geben, interaktiv am Spitalalltag mitzuwirken und sich gehört zu fühlen. Die Patienten sollen Nähe spüren, auch in einem so grossen Spital. Es ist wichtig, dass sie wissen, dass jemand da ist, der ihnen eine Freude bereiten möchte. Die täglichen Sendungen sollen den Patienten Hoffnung geben, eine Perspektive bieten und sie zum Nachdenken anregen.
Was wünscht man sich für die Zukunft des Spitalradios?
Das Spitalradio konnte in den letzten 40 Jahren auf die Unterstützung und Wertschätzung des KSW und der reformierten sowie der katholischen Kirche zählen. Die Konstante «Spitalradio» soll trotz der schnelllebigen Zeit weiterbestehen, und mit der fortdauernden Unterstützung sollte es möglich sein, auf neue Technologien einzugehen und am Puls der Zeit zu bleiben. Eine App, mit der das Spitalradio innerhalb des KSW-Netzwerks auf Mobiltelefonen empfangen werden kann, wäre toll. Ausserdem freut sich das Spitalradio stets über neue technikbegeisterte Freiwillige, die den Alltag der Patienten aktiv mitgestalten möchten und Freude daran haben, anderen Menschen eine Freude zu bereiten.