Einsatz für Kimongo
Was hat dich dazu bewogen, dich für Kimongo zu engagieren?
Ich zog in den 1980er Jahren nach Wülflingen. Im Jahr 2004 kam ein kongolesischer Pfarrer in die Gemeinde, der mir erzählte, er wolle im Kongo ein Spital bauen. Ebendieser Pfarrer, Willy Mayunda, gründete zwei Jahre später die Stiftung Kimongo-Hilfe. 2008 wurde ich in den Stiftungsrat gewählt, und 2009 war ich das erste Mal vor Ort. Seither war ich fünfmal im Kongo und engagiere mich in der Stiftung.
Was bezweckt die Stiftung?
In erster Linie wollen die Mitglieder der Stiftung die Bildungsmöglichkeiten in Kimongo verbessern – denn Bildung ist einer der Grundpfeiler für eine funktionierende Gesellschaft. Deshalb wurde eine Schule gebaut, in der heute rund 100 Kinder unterrichtet werden.
Willy Mayunda musste während eines Aufenthalts im Kongo miterleben, wie eine Frau und ihr ungeborenes Kind starben. Sie hatte versucht, mit dem Velo das Spital zu erreichen, welches 12 Kilometer entfernt lag – und war leider gescheitert.
«Das erste Mädchen, das in der Maternité geboren wurde, wurde sogar nach mir benannt.»
Danach war für ihn klar: Es braucht ein Spital im Bezirk Kimongo. Im Jahr 2016 war es dann so weit, und wir konnten die Maternité einweihen. Seit der Eröffnung ist die Sterblichkeitsrate von Müttern und Kindern stark gesunken, und auch die weitere Gesundheitsversorgung konnte verbessert werden – die Maternité wird nicht nur als Geburtszentrum, sondern für diverse Behandlungen genutzt. Das erste Mädchen, das in der Maternité geboren wurde, wurde sogar nach mir benannt. Die kleine Franziska ist heute drei Jahre alt.
Wo siehst du Unterschiede zwischen der Schweiz und Kimongo?
Die Menschen in Kimongo haben völlig andere Voraussetzungen als wir. Sie haben bei weitem nicht die gleichen finanziellen Mittel, Bildungsmöglichkeiten oder eine Gesundheitsversorgung, wie wir sie kennen. Fast alle Menschen arbeiten in der Landwirtschaft, sind Selbstversorger. Sie kennen keinen klassischen «Arbeitstag», dafür verbringen sie sehr viel Zeit miteinander.
Es wird viel gekocht, zusammengesessen, gesungen und getanzt. Ihre Kultur ist eine ganz andere, der Glaube hat beispielsweise einen völlig anderen Stellenwert als bei uns – für sie ist der Gottesdienst ein Fest. Einsamkeit ist dort kein Thema, alle werden in die Gemeinschaft einbezogen. Die Fröhlichkeit und der Zusammenhalt sind sicher Dinge, die wir in der Schweiz in dieser Form nicht kennen.
Was gibt dir die Arbeit im Rahmen der Stiftung?
«Es ist wunderbar, zu sehen, was wir wirklich verändern können.»
Die Arbeit gibt mir unglaublich viel. Die Erfolge, die wir erzielen können, geben einem Kraft und Motivation. Es ist wunderbar, zu sehen, was wir wirklich verändern können. Wir haben Arbeitsplätze geschaffen, die gesundheitliche Versorgung verbessert. Die Menschen kommen von weit her, um sich im Spital in Kimongo behandeln zu lassen.
Ausserdem ist es bekannt für die Hygienestandards, die strikt eingehalten werden, und nimmt dadurch eine Vorbildfunktion für die Region wahr. Der Stiftungsrat verrichtet seine Arbeit ehrenamtlich und mit grosser Leidenschaft. Die dazugehörige Öffentlichkeitsarbeit, wie beispielsweise der jährliche Rundbrief, die Märkte und Informationsanlässe, braucht viel Zeit.
Trotzdem sind alle mit viel Motivation dabei, die Stiftung und die Arbeit in Kimongo weiter zu fördern. Die Arbeit für die Stiftung gibt mir innere Zufriedenheit, Sinnhaftigkeit. Ich tue etwas für Menschen, die es wirklich brauchen – und nehme so viel mit nach Hause.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Für Kimongo wünsche ich mir, dass wir die Projekte weiter ausbauen können. Wir haben schon einiges erreicht – es gibt aber auch noch viel Luft nach oben. Aufklärung und Prävention sind Themen, die wir unbedingt noch angehen wollen. Kürzlich wurde entschieden, das Spital um einen Anbau zu erweitern.
Für mich selbst wünsche ich mir, nach meiner Pensionierung 2021 noch lange Teil der Stiftung und der Entwicklung in Kimongo zu sein, wenn es mir gesundheitlich möglich ist. Wenn ich die Möglichkeit dazu habe, möchte ich gern auch länger vor Ort sein und unterstützen. Ich habe in Kimongo eine zweite Heimat gefunden.