Damit der Stoffwechsel in der Balance bleibt
Die Schilddrüsenhormone regulieren den Herzschlag, steuern die Verdauung, sorgen für eine gesunde Haut und beeinflussen auch die psychische Verfassung. Produziert das kleine, unterhalb des Kehlkopfs gelegene Organ zu viele Hormone, läuft der Stoffwechsel zu schnell. Unruhiger Schlaf, Nervosität, Herzklopfen und Schweissausbrüche können die Folge sein. Aber auch ein Mangel an Stoffwechselhormonen bringt den Körper durcheinander und kann unter anderem zu Müdigkeit, Verstopfung und Gewichtszunahme führen.
«Durch die interdisziplinäre Sprechstunde schaffen wir rascher Klarheit.»
Ein eingespieltes Team
«Eine Fehlfunktion der Schilddrüse kann verschiedene Gründe haben und unterschiedliche Therapien erfordern», sagt Dr. med. Andrea Goldmann, Fachärztin für endokrine Chirurgie. In der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen ist deshalb ein interdisziplinärer Ansatz zentral. «Ein Arzt oder eine Ärztin aus nur einem Fachgebiet kann nicht alle Schilddrüsenerkrankungen behandeln», sagt Dr. Goldmann. «Es braucht ein eingespieltes Team aus verschiedenen Disziplinen.» Dafür ist mit dem Schilddrüsenzentrum des KSW gesorgt, wo das Fachwissen der Endokrinologie (Hormone und Stoffwechsel), der endokrinen Chirurgie, der Radiologie und der Nuklearmedizin gebündelt wird.
Die enge Zusammenarbeit zeigt sich besonders deutlich am Schilddrüsenboard: Hier treffen sich die Spezialistinnen und Spezialisten einmal pro Woche, um die Untersuchungsergebnisse gemeinsam zu beurteilen. «So bringen wir alle Informationen zusammen und können jeder Patientin und jedem Patienten die bestmögliche Behandlung empfehlen», sagt Dr. Goldmann.
Schilddrüsenknoten gründlich abklären
Die Schilddrüse kann nicht nur bei einer Über- oder Unterfunktion Beschwerden verursachen, wie die Krankengeschichte von Helen C. zeigt. Vor zwei Jahren spürte die 63-jährige Frau erstmals einen leichten Druck im Hals. Beim Essen hatte sie den Eindruck, dass etwas davon im Hals steckenblieb, so dass sie mehrmals schlucken musste. Als die Beschwerden zunahmen, liess sich Helen C. am KSW untersuchen. Der Auslöser wurde auf dem Ultraschallbild deutlich: ein vier Zentimeter grosser Schilddrüsenknoten, der auf die Speiseröhre drückte.
Schilddrüsenknoten sind häufig, bei 20 Prozent der Bevölkerung weist das Organ Gewebeveränderungen auf. Die meisten davon sind gutartig und führen nicht zu Beschwerden. Stört der Knoten jedoch, produziert er zu viele Hormone oder zeigt sich eine bösartige Gewebeveränderung, ist eine Behandlung nötig. «Harmlose von gefährlichen Knoten zu unterscheiden, verlangt viel Erfahrung und einen ganzheitlichen Blick», sagt Dr. Goldmann.
Der Schilddrüsenknoten von Helen C. war gutartig, das zeigten eine Ultraschalluntersuchung und eine Gewebeprobe. Trotzdem rieten ihr die Fachleute zu einer operativen Entfernung, da der Knoten störte und sich nicht von allein zurückbilden würde. Häufig sind an der Behandlung von Knoten auch die anderen Disziplinen des Schilddrüsenzentrums beteiligt. Knoten werden regelmässig von der Endokrinologie oder der Radiologie beurteilt und gegebenenfalls überwacht. Bei Knoten, die Hormone produzieren, wird meist eine Radiojodtherapie eingesetzt.
Interdisziplinäre Sprechstunde
Angesichts der vielfältigen Beschwerden, welche die Schilddrüse auslösen kann, möchten die Patienten rasch Klarheit. Aus diesem Grund bietet das KSW seit Januar 2018 eine interdisziplinäre Schilddrüsen-Sprechstunde an, bei der die Fachleute aller Disziplinen anwesend sind. Gleich beim ersten Termin werden Ultraschallabklärungen und Blutuntersuchungen gemacht, bei Verdacht auf eine bösartige Veränderung wird zudem eine Gewebeprobe entnommen.
20 % der Bevölkerung haben einen Knoten in der Schilddrüse, ab 55 Jahren weist jede zweite Frau eine Gewebeveränderung auf.
«Ein oder zwei Termine reichen aus, um die nötigen Abklärungen vorzunehmen und alle erforderlichen Informationen zusammenzutragen. Und weil die verschiedenen Fachleute alle anwesend sind, kann gleich die optimale Behandlung festgelegt werden», sagt Dr. Goldmann. «Die neue Sprechstunde bringt für Patientinnen und Patienten eine starke Vereinfachung. Und eine grosse Entlastung, wenn sie bereits nach kurzer Zeit Klarheit über eine allfällige Erkrankung haben und wissen, welche Behandlung sie erwartet.»