Essstörungen, Kopfschmerzen, Schulangst?
Fast jedes zweite Schulkind berichtet über psychosomatische Symptome, rund 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen sind psychisch schwer belastet oder krank. Beispielsweise sind Essstörungen, Kopfschmerzen oder Schulangst bei Kindern nicht selten. Dauern sie längere Zeit an, kann daraus eine Krankheit entstehen. Daher ist es wichtig, solche Symptome ernst zu nehmen und insbesondere bei ausgeprägten Beschwerden nicht zu lange zu warten, bis eine Fachperson konsultiert wird. Sprechen Sie psychische Belastungen an und schämen Sie sich nicht, wenn es Ihr persönliches Umfeld trifft.
«Rund 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen sind psychisch schwer belastet oder krank.»
Anzeichen für eine psychosomatische Erkrankung
Kinder und Jugendliche können unter anderem durch Belastungen in der Schule, zu Hause oder durch ihr Umfeld so gestresst sein, dass sie beispielsweise die Schule nicht mehr besuchen, sich zurückziehen oder aggressiv verhalten und keine Kolleginnen und Kollegen mehr treffen. Verschiedenste Symptome können auftreten, wie Angst, Bauchschmerzen, Erbrechen, Einnässen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Unwohlsein, Schwindelanfälle, Essstörungen oder eine Depression. Oft kann bereits die Kinderärztin oder der Hausarzt weiterhelfen. Manchmal können die Ärzte jedoch keine körperliche Ursache feststellen, dann braucht es spezifische Abklärungen und eine entsprechende Behandlung. Ganzheitliche Behandlung In einer solchen Situation oder wenn es um andere spezielle Fragen hinsichtlich psychischer Erkrankungen, Entwicklung, Sprache oder neurologischer Symptome geht, kümmert sich am SPZ ein Team von rund 100 Fachpersonen um die Kinder und Jugendlichen – vom Babyalter bis zum 18. Lebensjahr.
«Am SPZ kümmert sich ein Team von rund 100 Fachpersonen um Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen, neurologischen, psychosomatischen oder psychischen Erkrankungen.»
Für die Abklärung ist es meist notwendig, auch das Umfeld einzubeziehen, zudem setzt das SPZ verschiedenste Therapieformen ein und arbeitet auch mit externen Fachpersonen zusammen. Da sich psychische Belastungen oft durch körperliche Beschwerden äussern, werden neben psychologisch-psychiatrischen Abklärungen je nach Bedarf auch medizinische Untersuchungen veranlasst.
Zu wenig Klinikplätze im Kanton Zürich
Im Kanton Zürich gibt es zu wenig stationäre Therapieplätze für Kinder und Jugendliche mit psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen. Die Pandemie hat dieses Problem noch verschärft. Vor diesem Hintergrund verdoppelt das KSW die Anzahl Plätze für stationäre Therapien von sechs auf zwölf. Zusätzlich sind in der Kinderklinik zwei Plätze für Kinder mit frühkindlichen Regulationsstörungen reserviert. In solchen Fällen werden die Eltern und ihr Kind gemeinsam behandelt.
Das Behandlungsangebot der Therapiestation des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) richtet sich an Kinder und Jugendliche von 5 bis 18 Jahren und umfasst:
- Psychotherapie einzeln / in der Gruppe
- Kunst- und Gestaltungstherapie, Musiktherapie
- Besuch der Klinikschule
- Abklärung, Beratung, Coaching durch Sozialpädagogen/-innen, Pflegefachpersonen, Physiotherapie, Ernährungsberatung, Pädiatrie
- Gespräche mit den Eltern/Familien und Fachpersonen
- bei Bedarf Medikation
Wegen psychosomatischer Beschwerden nicht in der Schule
Fallgeschichte
Florian ist 14-jährig, seit zwei Jahren besucht er die Schule nur noch unregelmässig.
Zuerst kam es nur zu einzelnen Fehltagen, schliesslich ging gar nichts mehr. Am Morgen ist ihm übel, dazu hat er Bauchweh, manchmal auch Schwindel oder Kopfschmerzen. Florian bleibt dann einfach zu Hause, obwohl er eigentlich gern zur Schule geht.
Die Kinderärztin findet keine körperlichen Ursachen, er beginnt eine ambulante Psychotherapie. Florian ist sozial ängstlich, ist also viel mehr als nur schüchtern. Er kann sich nicht konzentrieren und lässt sich leicht ablenken, obwohl er begabt ist. Die Trennung der Eltern belastet ihn zudem sehr.
Die ambulante Therapie bringt nicht den gewünschten Erfolg, daher wird eine stationäre Behandlung notwendig. Auf der Therapiestation lernt Florian, herauszufinden, was ihn beschäftigt. Er profitiert von den Therapieangeboten und besucht die Klinikschule, auch wenn er unter Übelkeit leidet. Die Eltern, die Kinderärztin, Vertreter/ -innen des Schulpsychologischen Diensts und der Schulsozialarbeit werden zu einem Rundtischgespräch eingeladen.
Florian lernt, seine bisherige Schule wieder zu besuchen, und wird vom Schulsozialarbeiter unterstützt, seine Lehrerin ist informiert. Florian weiss nun, was er tun kann, wenn Angst oder Übelkeit aufkommt – eine Situation, in der er früher einfach zu Hause geblieben wäre. Auch seine Eltern können ihn nun besser unterstützen.