Beckenbodenzentrum
Konservative Therapien – schonend zur Genesung
Viele Betroffene, die unter Beckenboden-beschwerden leiden, wünschen, wenn immer möglich, keine Operation. Lieber verlassen sie sich auf eine sogenannt konservative Therapie mit Medikamenten und Physiotherapie. Nach dem Grundsatz «konservativ vor operativ» unterstützen wir das voll und ganz. Nur in Ausnahmefällen empfehlen wir, sofort zu operieren. In der Regel bleibt genügend Zeit für eine konservative Behandlung. Sie verlangt jedoch viel Ausdauer und Geduld. Bis eine konservative Therapie anschlägt und Ihre Situation deutlich besser wird, kann es je nach Krankheitsbild zwischen drei Wochen (Urininkontinenz) und neun Monaten (Stuhlinkontinenz) dauern. Das setzt eine dauerhafte Motivation und ein kontinuierliches Training voraus. Im persönlichen Gespräch bereiten wir Sie darauf vor und während der Therapie unterstützen wir Sie dabei, konsequent an Ihrer Genesung zu arbeiten. Im Beckenbodenzentrum helfen wir unseren Patient:innen mit einem ganzheitlichen Therapiekonzept; dazu zählen Urotherapie, Physio-therapie, Medikamente und neuromodulative Therapien.
Urotherapie: Führen Sie Tagebuch!
Bei Urininkontinenz leiten wir Sie unter anderem dazu an, ein Tagebuch zu führen. Darin halten Sie einerseits die Menge und den Zeitpunkt der Flüssigkeitsaufnahme sowie den Zeitpunkt der Blasenentleerung fest; anderseits schreiben Sie im Tagebuch auf, wie stark der Harndrang ist und ob es zu einem Urinverlust kommt. Diese Einträge zeigen, ob Sie zu viel oder zu wenig trinken. Erst bei einer Menge von 1,5–2,0 Litern pro Tag wird die Harnblase ausreichend gespült. Dadurch werden Bakterien und andere Reizstoffe ausgeschwemmt und die Speicherfunktion der Blase aktiviert. Auf der Basis des Tagebuchs stellen wir für Sie ein individuelles Training zusammen, das Ihr Trinkverhalten steuert und Sie darin schult, das Harnlösen hinauszuzögern.Unsere Urotherapie-Expert:innen beraten zudem die Patient:innen, wie sie Pessare, Kontinenzeinlagen und Einwegkatheter einsetzen und tragen können:
- Pessare sind Ringe, Schalen oder Würfel aus Silikon oder Schaumstoff; sie werden in die Vagina eingeführt, um den Beckenboden zu stützen.
- Kontinenzeinlagen sind zum einen für Frauen geeignet, die kein Pessar vertragen oder tragen wollen, zum andern für Männer, die unter Urin- oder Stuhlinkontinenz leiden.
- Einwegkatheter können in einem solchen Fall ebenfalls eine Alternative sein.
Physiotherapie: Verbessert Ihre Lebensqualität
Ein gezieltes Beckenbodentraining kann bei allen Beschwerden im Beckenboden die Lebensqualität verbessern und die Wirkung anderer Therapien deutlich verstärken. Ziel ist es, einerseits Kraftausdauer, Schnellkraft und Entspannung der Muskulatur zu verbessern, anderseits die reflexartige Anspannung zu trainieren, wie sie beim Husten oder Niesen passiert. Weil die Beckenbodenmuskulatur nicht sichtbar ist, setzt die Physiotherapie dazu auch sogenanntes Biofeedback ein. Mittels Ultraschall oder mit Hilfe von Sonden, die vaginal oder anal eingeführt werden, können wir sichtbar machen, wie stark Ihre Beckenbodenmuskulatur verspannt ist. Um die verspannte Muskulatur zu aktivieren, setzen wir neben manuellen auch nichtinvasive neuromodulative Therapien ein.
Medikamente: Sie haben das letzte Wort
Medikamente allein sind keine Lösung. Sie können jedoch andere Therapieformen gezielt unterstützen. Angefangen bei muskulären Verspannungen über blockierte Nerven und chronische Schmerzen bis zu einem Östrogenmangel oder Prostatabeschwerden. Bei unseren Überlegungen, welche Therapie für Sie die beste ist, beziehen wir deshalb stets mit ein, ob und wie Medikamente die Wirkung steigern können. Auch hier haben Sie das letzte Wort. Wenn Sie sich entscheiden, Medikamente einzunehmen, ist es trotzdem sehr wichtig, dass Sie sich während der Therapie ausreichend bewegen, genügend trinken und sich ausgewogen ernähren.
«Am KSW gilt der Grundsatz konservativ vor operativ.»
Neuromodulative Therapien: Stimulieren mit Elektroden
Als Ergänzung zu den operativen und nichtoperativen Methoden sowie Medikamenten können zum Beispiel eine überaktive Harnblase, eine Urin- oder Stuhlinkontinenz oder eine Verstopfung mit Stromimpulsen behandelt werden. Dadurch werden die Nerven, die mit diesen Organen in Verbindung stehen, gezielt stimuliert. Das geschieht mit Hilfe von Elektroden, die wir entweder auf die Haut kleben, mit feinen Akupunkturnadeln unter die Haut stechen, über die Vagina oder den Analkanal einführen oder operativ in der Nähe des Rückenmarks auf Kreuzbeinhöhe implantieren.