Anspruchsvolles 2022 für das Kantonsspital Winterthur
Das Kantonsspital Winterthur (KSW) blickt auf ein herausforderndes Jahr 2022 zurück. Der Betriebsertrag konnte auf Vorjahresniveau gehalten werden, obwohl der Fachkräftemangel zeitweise Bettenschliessungen erforderte. Der erfolgreiche Bezug des neuen Spitalgebäudes Anfang Jahr war ein Meilenstein. Umzugskosten, Reinigungsaufwände und Abschreibungen haben das Geschäftsergebnis jedoch wie erwartet mit rund 14 Mio. CHF belastet. Zusammen mit unerwarteten Zusatzkosten – insbesondere durch die Teuerung, die nicht kurzfristig in den Tarifen weitergegeben werden kann, sowie durch gestiegene Personalaufwände –, resultiert für das Geschäftsjahr 2022 ein Verlust in der Höhe von 23,4 Mio. CHF, der aus den Gewinnreserven gedeckt wird.
Im Jahr 2022 behandelte das KSW 26’802 Patientinnen und Patienten stationär, 4,7% weniger als im Vorjahr. Dieser Rückgang ist auf den Fachkräftemangel – der sich insbesondere in der Pflege als Folge der Pandemie akzentuierte – und die dadurch notwendigen temporären Bettenschliessungen zurückzuführen. Vorübergehend mussten deshalb elektive Operationen verschoben werden. Auch das Notfallzentrum und der Kindernotfall stiessen wegen der ausserordentlich hohen Nachfrage an ihre Belastungsgrenzen. Die medizinische Versorgung war sichergestellt, es mussten aber teils Patientinnen und Patienten verlegt werden.
Der ambulante Bereich wuchs: Insgesamt verzeichnete das KSW 322’384 ambulante Konsultationen im Jahr 2022, was einer Steigerung von 5,9% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Trend zur Ambulantisierung ist medizinisch sinnvoll und für die Patientinnen und Patienten vorteilhaft, aufgrund der nicht kostendeckenden Tarife für die Betriebsrechnung jedoch eine Belastung.
Im Berichtsjahr wurden im Durchschnitt komplexere Patientenfälle behandelt als 2021. Der durchschnittliche Schweregrad, der sogenannte Case Mix Index (CMI), hat sich erhöht (1,047 gegenüber 1,039 im Vorjahr). Aus diesem Grund stieg auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Tage auf 4,9 Tage an.
Ein Jahr mit grossen Veränderungen
Ein Höhepunkt im Jahr 2022 war der Bezug des Neubaus, der eine moderne Infrastruktur bietet und nach Minergie-P-Eco zertifiziert ist. Im Vergleich zum alten Hochhaus bedeutet der neue Spitaltrakt einen grossen Fortschritt für Mitarbeitende und vor allem für Patientinnen und Patienten. Die deutlich gestiegenen Zufriedenheitswerte in den Umfragen zeigen, dass Patientinnen und Patienten die hellen und komfortablen Zimmer schätzen.
Auf den 1. Januar 2022 wurde zudem die Führungsorganisation des KSW angepasst, um den Herausforderungen des Wachstums, der Komplexität und der Spezialisierung zu entsprechen. Die ehemalige Spitalleitung wurde durch eine sechsköpfige Geschäftsleitung abgelöst. Ergänzt wird sie durch die erweiterte Geschäftsleitungskonferenz. Die klinischen Einheiten des KSW haben eine grössere Verantwortung in der Gestaltung und Führung sowie in der finanziellen Planung und Steuerung der eigenen Einheit erhalten.
Verbesserungsmassnahmen für Mitarbeitende
Fachkräftemangel besteht vielerorts – besonders spürbar ist er in der Pflege. Die Pandemie und die Infektionswellen haben den Pflegenden viel abverlangt. Ausfälle und Fluktuation nahmen zu, und wegen der Austrocknung des Arbeitsmarktes wurde es zunehmend schwierig, Fachkräfte zu rekrutieren. Das KSW hat 2022 diverse Verbesserungsmassnahmen für Mitarbeitende eingeleitet: gezielte Lohnanpassungen, Optimierungen der Arbeitszeitmodelle, Erhöhung von Schichtzulagen und Ausbau von Lohnnebenleistungen. Die Massnahmen haben im Geschäftsjahr bereits erste Erfolge gezeigt. In der zweiten Jahreshälfte gelang es, zusätzliche Pflegende zu rekrutieren. Für das Jahr 2023 sind weitere Massnahmen angelaufen, zum Beispiel eine Teuerungszulage von 3% und strukturelle Lohnerhöhungen.
Unerwartete Einflüsse belasten Jahresergebnis, Defizit wird aus Reserven gedeckt
Der Ertrag stieg um 0,3% von 572,3 Mio. CHF auf 573,9 Mio. CHF. Der Aufwand nahm um 8,1% von 552,3 Mio. CHF auf 597,3 Mio. CHF zu. Damit resultiert erstmals seit Einführung der neuen Spitalfinanzierung ein Defizit von 23,4 Mio. CHF. Das KSW deckt das Defizit aus den Gewinnreserven, die rund 180 Mio. CHF betragen. Das erstmalige Defizit kommt nicht überraschend, da durch das neue Spitalgebäude planmässig höhere Abschreibungen, höhere Reinigungsaufwände sowie Umzugskosten in der Höhe von rund 14 Mio. CHF anfielen. Unerwartete Einflüsse spielen eine massgebliche Rolle für die Höhe des Defizits. Dass sich das Geschäftsergebnis im Vergleich zu den Vorjahren verschlechterte, ist wesentlich auf unerwartete Mehraufwände zurückzuführen, namentlich durch den Fachkräftemangel und die Teuerung. Der Mangel an klinischem Fachpersonal führte zu Bettenschliessungen und damit zu Ertragsausfällen.
Der Personalaufwand stieg gegenüber dem Vorjahr um 6,2% auf 387,4 Mio. CHF. Hohe Aufwände für externes Temporärpersonal, Verbesserungsmassnahmen zugunsten des Personals, 0,9% Lohnteuerung und 105 zusätzliche Vollzeitstellen sind die wesentlichen Gründe dafür. Der Sachaufwand erhöhte sich um 8,2% auf 173,8 Mio. CHF, hauptsächlich infolge der Teuerung von Material und Medikamenten, des Umzugs ins neue Gebäude und einer Änderung der Buchungspraxis für Bauherrenleistungen.
Hohe Teuerung und nicht kostendeckende Tarife belasten Zukunftsaussichten
Im klinischen Kerngeschäft hat sich die Produktivität am KSW weiterhin auf hohem Niveau bewegt. Dadurch konnten die Kostensteigerungen teilweise kompensiert werden. Die aktuell hohe Teuerung kann aber nicht mehr durch Produktivitätssteigerungen aufgefangen werden. Die steigenden Kosten sind in den Tarifen nicht abgebildet und ermöglichen keinen kostendeckenden Spitalbetrieb.
Für das Jahr 2023 rechnet das KSW deshalb erneut mit einem Verlust. Das laufende Geschäftsjahr 2023 wird aufgrund weiterer Massnahmen zur Verbesserung der Situation der Mitarbeitenden sowie infolge der Sachkostenteuerung zusätzlich um über 20 Mio. CHF belastet. Trotz der angespannten Finanzlage hält das KSW an seiner Strategie fest, weiter in die zukünftige Entwicklung zu investieren. Investitionen in Personal, Organisation und Infrastruktur sind jetzt notwendig, um langfristig eine qualitativ hochstehende Versorgung der Patientinnen und Patienten im Einzugsgebiet sicherzustellen. Parallel dazu werden die Prozesse weiter optimiert, um die Mehrkosten möglichst gut aufzufangen.
Der vollständige Geschäftsbericht des Kantonsspitals Winterthur wird am 28. April 2023 veröffentlicht.
Für ergänzende Auskünfte stehen Ihnen CEO Dr. oec. Hansjörg Lehmann und CFO Daniel Imhof zur Verfügung:
15. März 2023
- 11.30 Uhr bis 13.00 Uhr
- Telefon: 052 266 26 00
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Kantonsspital Winterthur
Joseph Sopko
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Tel. 052 266 26 00
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Das Kantonsspital Winterthur (KSW) ist ein öffentlich-rechtliches Spital und das Zentrumsspital im Raum Winterthur. Mit seinen knapp 4000 Mitarbeitenden und 500 Betten stellt das KSW eine umfassende medizinische Grundversorgung für eine Viertelmillion Einwohnerinnen und Einwohner sicher. Über sein Einzugsgebiet hinaus erbringt das Kantonsspital hochspezialisierte medizinische Leistungen für etwa eine halbe Million Menschen. Im Jahr 2022 wurden über 322’000 ambulante Konsultationen durchgeführt sowie rund 27’000 stationäre Patientinnen und Patienten betreut. Mit rund 700 Auszubildenden gehört das KSW im Kanton Zürich zu den führenden Bildungsbetrieben im Gesundheitswesen.