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Endometriose

Endlich wieder Pläne schmieden – trotz Endometriose

Der Name Vanessa bedeutet Schmetterling. Doch die Krankheit Endometriose hatte die Flügel von Vanessa G. lahmgelegt. An der Frauenklinik des KSW bekam die 22-Jährige die auf sie zugeschnittene Behandlung und erhielt ihre Lebensfreude zurück.

Vanessa G. sitzt auf ihrem Bett und lächelt zuversichtlich. Noch erholt sich die 22-Jährige von ihrer zweiten Operation. Doch die Chancen stehen gut, dass sie endlich wieder ein normales Leben führen kann. Das normale Leben einer jungen Frau in ihrer Blütezeit. Denn Vanessa hat noch Pläne. Die Office- und Travelmanagerin möchte sich zur Lehrerin ausbilden lassen und endlich wieder einmal reisen – Hawaii steht schon lange auf ihrer Wunschliste.

«Es ist mir ein Herzensanliegen, das Thema Endometriose an die Öffentlichkeit zu bringen.»

Vanessa G.
Patientin

Wie ein Messerstich in den Bauch

Doch seit längerem und insbesondere während des letzten Jahres hatten starke Schmerzen ihren Alltag bestimmt, ihre Reisepläne verunmöglicht und ihr die Lebensfreude geraubt. «Es fühlte sich jeweils an, wie wenn mir jemand ein Messer in den Bauch rammt und damit darin herumwühlt», beschreibt sie die Schmerzen. «Immer öfter musste ich mich krankmelden. Ich verkroch mich zu Hause, und Freizeitaktivitäten oder gar Ferien waren keine Option. Denn ich wusste nie, wann der nächste Schmerzschub kommt.»

So blieb auch der langersehnte Hawaii-Reise mit ihrem Freund ein unerfüllter Traum. Bei den Schmerzattacken sei Vanessa jeweils übel und schwindlig geworden. Um nicht in Ohnmacht zu fallen, habe sie bei den ersten Anzeichen die Augen weit aufgerissen und den Blick auf irgendetwas fixiert. «Die Vorstellung, in Ohnmacht zu fallen, fand ich ganz schlimm. Deshalb versuchte ich immer krampfhaft, trotz der Schmerzen im Hier und Jetzt zu bleiben.»

Endometriose betrifft ca. 10 % der Frauen in der Schweiz.

Die Ursache für Vanessas unerträgliche Beschwerden hat einen Namen: Endometriose. Doch das wusste sie damals noch nicht.

Überweisung an die Frauenklinik

Rückblende: Mit elf Jahren bekam Vanessa zum ersten Mal die Periode. Seither litt sie während «ihren Tagen» unter Schmerzen. «Das ist normal», sagte sie sich und biss die Zähne zusammen. Doch die Schmerzen nahmen stetig zu. Vanessa begann an sich selbst zu zweifeln und fragte sich, ob sie sich die Beschwerden nur einbilde. Die vom Frauenarzt verschriebene menstruationsunterdrückende Pille half ein bisschen.

Vor rund einem Jahr hatte die sportliche junge Frau dann seltsame Blutungen und die Schmerzen wurden immer schlimmer. «Sie strahlten nun auch noch ins rechte Bein aus», erinnert sie sich. Ihr Frauenarzt überwies sie im April 2023 ans Kantonsspital Winterthur. An der Frauenklinik hörte sich Dr. med. Gesine Meili die Geschichte der jungen Frau an, klärte sie einfühlsam über mögliche Ursachen auf und informierte sie darüber, wie sich eine allfällige Endometriose behandeln liesse. Dazu Dr. Meili: «Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, ob tatsächlich Endometriose vorliegt. Diese Erkrankung lässt sich nur mit einer Bauchspiegelung nachweisen.»

Verdacht bestätigt: Endometriose

«Ich hatte volles Vertrauen und fühlte mich total ernst genommen», erklärt Vanessa. «Jetzt wollte ich diese Bauchspiegelung möglichst schnell hinter mich bringen und Klarheit bekommen.» Am KSW erkannte man ihre Not und entschied, die eigentlich erst später geplante Bauchspiegelung (fachsprachlich Laparoskopie) schon Anfang Juni 2023 vorzunehmen.

«Ich hatte volles Vertrauen und fühlte mich total ernst genommen.»

Eine Laparoskopie ist ein Eingriff unter Vollnarkose, bei dem sich eine Erkrankung feststellen und auch gleich behandeln lässt. Dr. Meili führt aus: «Bei der Laparoskopie entdeckten wir tatsächlich Endometrioseherde auf der Gebärmutter und am Darm. Um die Schmerzen der Patientin möglichst schnell zu lindern, entfernten wir die Endometrioseherde auf der Gebärmutter sofort. Von den Endometrioseherden auf dem Darm wussten wir noch nicht, ob sie den Darm durchwachsen hatten. Wäre dies der Fall gewesen, hätten Darmteile mitentfernt werden müssen. Dies bedingt eine umfangreichere Operation mit längerer Erholungszeit. Die Konsequenzen eines solch grossen Eingriffs wollten wir zuerst mit der Patientin besprechen, damit sie entscheiden konnte, ob sie dies überhaupt wollte.»

Endometrioseherde sicher entfernt

Nach der Operation eröffnete Dr. Meili Vanessa den Befund und erklärte ihr die nächsten Behandlungsschritte. «Wir empfahlen Frau G. eine medikamentöse Therapie und eine zweite Operation, bei der wir die restlichen Endometrioseherde am Darm und die narbigen Veränderungen entfernen würden.» Eine Darmspiegelung Anfang Oktober ergab, dass die Zellen glücklicherweise nicht in den Darm eingedrungen waren.

Nach einem weiteren Gespräch wurde der zweite Eingriff auf den Oktober 2023 angesetzt. «Die zweite Operation war schwieriger für mich», bekennt Vanessa, «denn ich wusste schon, was auf mich zukommen würde. Aber es musste sein. Schliesslich wollte ich die Endometriose ja loswerden.» Nach dem Eingriff zeigt sich Dr. Meili mit dem Resultat sehr zufrieden: «Bei der zweiten Operation konnten wir alle narbigen Veränderungen und die oberflächlichen Endometrioseherde auf dem sogenannten Peritoneum sicher entfernen. Das Peritoneum ist das Bauchfell, das den Darm und die inneren Organe überzieht. Auch die Endometrioseherde auf dem Darm konnten schonend beseitigt werden.»

Vanessas Appell an Frauen

Die Endometrioseherde sind entfernt und die medikamentöse Therapie verhindert mit grosser Wahrscheinlichkeit ein erneutes Auftreten der Krankheit. Jetzt kann sich Vanessa voll auf ihre Zukunft konzentrieren. Sie möchte wieder Sport treiben, reisen und mit ihrer Ausbildung zur Lehrerin anfangen. Das ist der sympathischen jungen Frau von Herzen zu wünschen.

Vanessa ist dankbar, in der schwierigen Zeit so liebevoll unterstützt worden zu sein: «Meine Familie und mein Freund waren immer für mich da. Auch mein Arbeitgeber zeigte viel Verständnis. Und am KSW wurde ich supergut betreut. Ich bin sehr, sehr zufrieden.»

«In zu vielen Fällen wird Endometriose zu spät entdeckt. Lieber einmal zu früh abklären, als jahrelang zu leiden.»

Der jungen Frau ist es ein Herzensanliegen, das Thema Endometriose an die Öffentlichkeit zu bringen. «In zu vielen Fällen wird Endometriose zu spät entdeckt», sagt sie und empfiehlt betroffenen Frauen: «Lieber einmal zu früh abklären, als jahrelang zu leiden – und hartnäckig bleiben, wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt.»


Endometriose wirkungsvoll behandeln

Interview mit Dr. med. Gesine Meili, Klinikleiterin Frauenklinik, Chefärztin Klinik für Gynäkologie, Leiterin Gynäkologisches Tumorzentrum und Stv. Leiterin Brustzentrum

Behandeln Sie häufig Patientinnen mit Endometriose, und ist Vanessa G. ein typischer Fall?

Ja, wir behandeln regelmässig Frauen mit Endometriose. Frau G. ist der typische Fall einer jungen Frau, die wegen diffuser Bauchschmerzen zu uns kommt. Meist hatte sie diese Schmerzen während der Periode, manchmal auch in der übrigen Zeit. Die Art und die Stärke der Schmerzen sind bei Frauen mit Endometriose sehr unterschiedlich. Die einen klagen über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, andere beim Stuhlgang, wieder andere sind beschwerdefrei. Frau G. verglich die Schmerzen mit einem Messerstich in den Bauch.

Wie entsteht Endometriose?

Die Ursachen sind noch nicht genau bekannt. Es gibt verschiedene Theorien dazu. Eine besagt, dass während der Periode ein Teil des Menstruationsblutes über die Eileiter in den Bauchraum fliesst. Dieses Menstruationsblut enthält Gebärmutterschleimhaut-Zellen, die sich im Bauchraum ansiedeln können. Weil sich die Periode monatlich wiederholt, können wir bei Frauen im gebärfähigen Alter wie Frau G. nicht zu 100 Prozent ausschliessen, dass die Endometriose wiederkommt. Deshalb empfehlen wir jungen Frauen mit Endometriose bis zum Auftreten eines Kinderwunsches zusätzlich zur Operation eine medikamentöse Therapie. Diese verhindert Menstruationsblutungen und reduziert das Risiko, dass erneut Endometriose auftritt. Allerdings ist unter diesem Medikament eine Schwangerschaft nicht möglich.

Bei 50 % der Frauen mit Endometriose geht der Kinderwunsch nicht in Erfüllung. Woran liegt das?

Das hat im Wesentlichen zwei Gründe. Einerseits kann Endometriose zu Vernarbungen führen. Je nach Stärke der Vernarbungen kann es sein, dass die Eizellen den Weg über die Eileiter in die Gebärmutter nicht finden. Andererseits verhindern auch die endometriosebedingten Entzündungen im Bauchraum eine Schwangerschaft. Bei Frau G. können wir zum Glück beides ausschliessen. Wir sorgten bei der Operation mit einem speziellen Verfahren auch gleich dafür, dass die Eierstöcke nicht mit der Beckenwand verkleben.

Portrait von Dr. med. Gesine Meili

Dr. med. Gesine Meili

Klinikleiterin Frauenklinik
Chefärztin Klinik für Gynäkologie
Leiterin Gynäkologisches Tumorzentrum
Stv. Leiterin Brustzentrum

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