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Prostatakrebs

Wann macht der neue Stockholm3-Test Sinn?

Prostatakrebs – die häufigste Krebsdiagnose bei Männern – muss früh erkannt werden, um Leben zu retten. Im KSW setzt das Team der Urologie dabei neu auch in ausgewählten Fällen auf den innovativen Stockholm3-Test. Doch wann wird dieser eingesetzt und welche Vorteile bietet er?

Seit seinem 50. Lebensjahr lässt Erwin H., 69 Jahre, regelmässig seine Prostata beim Hausarzt checken, wie es die urologischen Fachärzte empfehlen. Bei der letzten Bestimmung des PSA-Wertes (PSA = prostataspezifisches Antigen) im Blut wurde mit 11 ng/ml ein erhöhter Wert festgestellt. Prof. Dr. med. Hubert John, Chefarzt an der Klinik für Urologie am KSW, erklärt: «Ein PSA-Wert über dem Normalwert von 3 ng/ml kann, muss aber nicht zwingend auf eine Krebserkrankung hinweisen. Denn auch eine Vergrösserung oder Entzündung der Prostatadrüse kann zu einer Erhöhung des PSA-Werts führen.»

Früherkennung ist wichtig

In der Schweiz erkranken jährlich etwa 7400 Männer an einem Prostatatumor. Etwa 1400 Männer sterben daran. Die Früherkennung ist wichtig und ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Erkrankung respektive für die Heilung. Bei Verdachtsfällen können nur weitere Abklärungen das Vorhandensein eines Prostatakrebses ausschliessen oder bestätigen. Selbst wenn ein Tumor bestätigt wird, kann er «insignifikant», also unbedeutend resp. nicht aggressiv sein. Statt einer Therapie reicht in solchen Fällen eine aktive Überwachung mit regelmässigen PSA-Kontrollen und MRI-Untersuchungen, um ein Fortschreiten der Erkrankung nicht zu verpassen.

Vorteile und Kosten des Stockholm3-Tests

Vorteile
Verbessert die Risikoeinschätzung bei mittlerem Risiko für das Vorliegen von Prostatakrebs. Reduziert unnötige MRIs und Prostata-Biopsien (Gewebeentnahme aus der Prostata).

Kosten
Der innovative Stockholm3-Test kostet 640 Franken (die Ermittlung des PSA-Werts ca. 30 Franken) und wird aktuell von den Krankenkassen nicht übernommen. In indizierten Fällen kümmert sich die Klinik für Urologie darum, eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse zu erhalten. Entsprechend ist die korrekte Indikation zum Test wichtig, um die Früherkennung des Prostatakrebses nicht unnötig zu verteuern.

Risiko für Prostatakrebs ermitteln

Zur genaueren Abklärung überwies der Hausarzt Erwin H. deshalb an die Klinik für Urologie am KSW. Prof. John schildert das weitere Vorgehen: «Wir berechnen die Drüsengrösse mittels Ultraschall, klären familiäre Vorbelastungen ab, untersuchen die Prostata und wenden den Risikokalkulator an.» Mit dem Kalkulator wird die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen von Prostatakrebs berechnet.

«Mit dem Stockholm3-Test können wir in ausgewählten Fällen die Zahl unnötiger Biopsien und MRIs senken.» Prof. Dr. med. Hubert John

Stockholm3-Test bei Grenzfällen

Bei Erwin H. war die Prostatadrüse deutlich vergrössert, was die Ursache für die Erhöhung des PSA-Wertes miterklären konnte. Dennoch ergab der Risikokalkulator ein leicht erhöhtes Risiko für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms an. «Erwin H. ist ein klassischer Grenzfall. Bei einem hohen Risiko hätten wir ein MRI, also eine Magnetresonanztomographie, in die Wege geleitet, allenfalls mit anschliessender Prostatabiopsie. Bei einem unauffälligen Resultat hätten wir nichts unternommen. Mit seinen Werten befand sich Erwin H. aber irgendwo dazwischen. Und in solchen Fällen wenden wir neu den Stockholm3-Test an.» Trotz des erhöhten PSA-Wertes ergab der Stockholm3-Test bei Erwin H. ein unauffälliges Resultat. Somit konnte beim 69-jährigen Mann Entwarnung gegeben werden und es waren keine weiteren Abklärungen erforderlich.

Was ist der Stockholm3-Test?

Der Test berechnet aus einer Kombination von Protein- und genetischen Markern sowie klinischen Daten (digital-rektale Untersuchung, Prostatavolumen, Patientenalter und Familienanamnese) das Risiko für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms. «Unserer Meinung nach eignet sich der Test nur in Grenzfällen, also bei Patienten mit leicht erhöhtem Risiko, wie das bei Erwin H. der Fall war», erklärt Prof. John und  ergänzt: «Der Stockholm3-Test hat das Ziel, die Zahl nicht notwendiger MRI und Biopsien zu senken, im Sinne einer individuellen Diagnostik gemäss spezifischem Risikoprofil.»

Portrait von Prof. Dr. med. Hubert John

Prof. Dr. med. Hubert John

Chefarzt und Klinikleiter
Klinik für Urologie
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