Ja, bei allen Eingriffen am Dickdarm und Enddarm sollten die Patienten am Tag vor der Operation zuhause abführen.
Viszeral- und Thoraxchirurgie
BENE – Bessere Erholung nach Eingriff
BENE bedeutet «Bessere Erholung nach Eingriff». BENE ist ein Behandlungskonzept, welches die Vor- und Nachbehandlung einer Operation genau strukturiert und alle an der Behandlung beteiligten Disziplinen miteinbezieht. Dank BENE genesen unsere Patientinnen/Patienten nach einem Eingriff schneller. BENE basiert auf wissenschaftlichen Daten und orientiert sich an drei Leitpunkten:
- Minimierung von Komplikationen
- Reduktion von postoperativem Stress
- Verbesserung der postoperativen Erholung
Ziel dieses multimodalen Konzeptes ist die optimale Erholung nach einem chirurgischen Eingriff. Erreicht wird das durch die deutliche Reduktion postoperativer Komplikationen. Das Resultat – eine rasche Rückkehr in Ihren gewohnten Alltag. Sie als Patientin/Patient stehen dabei immer im Mittelpunkt und tragen aktiv zu Ihrer Genesung bei. Mit einer guten Vorbereitung vor der Operation können wir somit Einfluss darauf nehmen, wie rasch Sie sich nach der Operation erholen.
BENE wurde 2024 am Kantonsspital Winterthur entwickelt, aufbauend auf unsere Erfahrung mit dem internationalen perioperativen Behandlungskonzept ERAS® (Enhanced recovery after surgery). Von 2013-2024 haben wir Patientinnen/Patienten mit grossen Bauchoperationen gemäss ERAS® behandelt. Unter ERAS® konnten wir in diesem Zeitraum beispielsweise das Auftreten von schweren Komplikationen stark reduzieren, von 12.7 % im Jahr 2014 auf aktuell 1.8 %. Damit hat sich auch der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt bei Darmeingriffen um ganze 2 Tage, auf aktuell 4 Tage reduziert.
BENE erlaubt es uns noch flexibler als bisher auf die aktuelle wissenschaftliche Datenlage zu reagieren und uns individueller an die Bedürfnisse unserer Patientinnen/Patienten anzupassen. Damit wir unseren Behandlungserfolg überprüfen können, werden regelmässig Daten erhoben und ausgewertet. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine Studie.
Inhaltsverzeichnis
1. BENE-Konzept – Umsetzung am KSW
Das Kantonsspital Winterthur wendet bei Dickdarm-, Enddarm-, Bauchspeicheldrüsen- und Leberoperationen das BENE-Behandlungskonzept an. Für Sie als Patientin / Patient bedeutet dies, dass wir Sie eng in die Behandlung einbinden und Ihnen bereits vor der Operation Informationen über den bevorstehenden Ablauf geben. Durch eine gute Aufklärung können wir Sie gezielt darauf vorbereiten, was Sie nach der Operation erwartet. Zudem können wir Sie instruieren, was Sie nach der Operation machen können und dürfen, und damit möglichen Unsicherheiten entgegenwirken.
Das BENE-Behandlungskonzept
Das BENE-Behandlungskonzept setzt unsererseits eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit voraus. So sind Chirurginnen / Chirurgen, Anästhesistinnen / Anästhesisten, Pflegefachpersonen und Fachpersonen von weiteren Disziplinen stets im Austausch. Dies optimiert Ihre Behandlung. Wir werden vor der geplanten Operation den für Sie individuell richtigen Behandlungsablauf zusammenstellen.
Grundsätzlich findet ein Erstgespräch mit der chirurgischen Fachperson statt. Sobald die Operation geplant ist, werden Sie für ein Anästhesie- und ein Pflegegespräch aufgeboten. Ergänzend je nach Krankheit kommen Stomaberatung (falls bei Ihnen ein künstlicher Darmausgang nötig ist), Ernährungs- oder Physiotherapie zum Einsatz. Falls eine Rehabilitation oder eine Übergangslösung nach dem Spital nötig sein wird, berät sie unsere Nachsorge- und Sozialberatung nach Bedarf bereits vor dem Spitaleintritt. Sie erhalten einen individuellen Terminplan.
Das BENE-Konzept startet also bei der Entscheidung zur Operation, verläuft über den Spitalaufenthalt bis zur ambulanten Weiterbetreuung nach der Operation. In der ersten Woche nach dem Spitalaustritt wird sich die Fachverantwortliche Pflege BENE telefonisch nach Ihrem Befinden erkundigen. Und spätestens 4–6 Wochen nach der Operation werden Sie zur Nachkontrolle bei der Operateurin / beim Operateur aufgeboten. Individuelle Termine sind möglich.
2. Bedeutung für mich als Patientin, Patient?
Vor der Operation
Wir werden Sie bestmöglich auf die bevorstehende Operation vorbereiten und Ihnen alle nötigen Information geben und Ihre Fragen beantworten. Wir erklären Ihnen auch, wie Sie aktiv zu Ihrer Genesung beitragen können.
Frühmobilisation
Eine rasche Wiederaufnahme von alltäglichen Aktivitäten ist sehr wichtig für den Heilungsprozess. Deshalb erhalten Sie bereits kurz nach der Operation Unterstützung, um möglichst rasch in Bewegung zu kommen. Meistens ist ein Aufsitzen an den Bettrand oder sogar Aufstehen schon am Operationstag möglich. Eine frühe Mobilisation beugt auch Komplikationen wie Lungenentzündung oder Thrombose vor.
Nahrungsaufnahme
Nach einer Operation im Bauchraum dürfen Sie meistens sobald Sie wach sind wieder normal essen. Das unterstützt den Heilungsprozess. Zusätzlich bekommen Sie manchmal auch noch Proteindrinks. Das Ziel ist es jedoch, dass Sie baldmöglichst wieder Ihren normalen Essgewohnheiten nachgehen können. Teilen Sie uns Ihre Vorlieben mit.
Verdauung
Manchmal ist es nötig, ein leichtes Abführmittel einzunehmen. Auch genügend Bewegung und eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sind wichtig für die Verdauung und Kaugummikauen kann die Verdauung ebenfalls anregen.
3. Ablauf Ihrer Behandlung
Während Ihrer Behandlung durchlaufen Sie verschiedene Stationen. Zur besseren Veranschaulichung haben wir hier einen möglichen Ablauf dargestellt.
Der Ablauf
Konsultation bei der Chirurgin / beim Chirurgen
Nach der Zuweisung durch Ihre Hausärztin / Ihren Hausarzt werden Sie zuerst einen Termin bei einer Chirurgin / einem Chirurgen haben. Hierbei werden Ihre Beschwerden und Ihre Vorgeschichte genau erfragt und Sie werden untersucht. Dies führt zusammen mit allen Ihren bisherigen Befunden zur Entscheidung, ob Sie operiert werden. Im Falle einer Operation werden Sie über den bevorstehenden Eingriff aufgeklärt – inklusive Risiken, möglichen Komplikationen, zu erwartendem Ergebnis und der voraussichtlichen Aufenthaltsdauer bei uns im Krankenhaus. Ebenso erhalten Sie Antworten auf Ihre Fragen zum Krankheitsbild.
Anästhesie-Sprechstunde
Die Narkoseärztin / der Narkosearzt erklärt Ihnen den Ablauf der geplanten Narkose. Sie / er berät Sie auch bezüglich Schmerzbehandlung nach der Operation.
Pflegesprechstunde
Im Gespräch mit dem spezialisierten Pflegefachpersonal erhalten Sie weitere Informationen zum Ablauf, zur Vorbereitung auf die Operation und dazu, wie Sie Ihre Genesung positiv beeinflussen können. Sie werden über unser Patiententagebuch informiert und aufgeklärt. Ebenfalls werden Ihnen Fragen zum aktuellen Befinden und für den Aufenthalt relevanten Themen gestellt. Sie erhalten eine Broschüre, mit allen wichtigen Informationen.
Broschüren - Patienteninformation BENE
Patiententagebücher / Verlaufsberichte
Ernährung
Ernährungszustand
Im Gespräch mit dem spezialisierten Pflegefachpersonal wird auch auf Ihren Ernährungszustand eingegangen. Eine optimale Ernährung vor der Operation reduziert das Risiko für Komplikationen. Wenn Sie mangelernährt sind oder die Gefahr hierfür hoch ist, werden wir Ihnen Zusatznahrung vor der Operation empfehlen.
Stomaberatung
Ist bei Ihnen die Anlage eines künstlichen Darmausgangs (Stoma) geplant, werden Sie bereits vor der Operation einen Termin bei unserer Stomaberatung wahrnehmen. Die Betreuung läuft dann auch nach der Operation auf der Station und auch ambulant weiter.
Physiotherapie
Benötigen Sie vor der Operation Physiotherapie werden Sie entsprechend angemeldet. Während der Hospitalisation ziehen wir die Physiotherapie bei, falls Bedarf besteht. Auch eine ambulante Physiotherapie nach Spitalaustritt ist möglich, sollte dies indiziert sein.
Nachsorge- und Sozialberatung
Falls nach dem Spital eine direkte Rückkehr in den Alltag nicht möglich ist, unterstützt Sie unsere Nachsorge- und Sozialberatung. Ebenfalls erhalten Sie Beratung bei Sozialversicherungsfragen. Weiteres entnehmen Sie bitte der Broschüre.
zur Nachsorge- und Sozialberatung
Psychoonkologie
Die Diagnose Krebs ist für die meisten Patientinnen/Patienten sowie ihre Angehörigen ein grosser Schock. Benötigen Sie in dieser Situation Unterstützung, kann Ihnen ein Gespräch mit unseren Psychoonkologen weiterhelfen. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Broschüre.
Krankenhausaufenthalt / Operation
In der Regel treten Sie am Operationstag ein. Sind noch spezielle Abklärungen oder Vorbereitungen nötig, planen wir selten auch einen Eintritt am Tag vor der Operation. Die Aufenthaltsdauer nach der Operation hängt ganz von Ihrem Eingriff ab. Eine genauere Einschätzung kann Ihnen Ihre Chirurgin/Ihr Chirurg im Aufklärungsgespräch angeben. Während des Krankenhausaufenthaltes ist es wichtig, dass Sie möglichst aktiv an Ihrer Genesung mithelfen.
Follow-up Telefonat
Nach Ihrem Spitalaufenthalt wird sich unsere Fachverantwortliche Pflege BENE telefonisch nach Ihrem Befinden erkundigen. Dies in der ersten Woche nach Spitalaustritt. Offene Fragen und Unsicherheiten können besprochen werden.
Follow-up Nachkontrolle
Spätestens 4–6 Wochen nach der Operation werden Sie für eine Nachkontrolle aufgeboten. Der Heilungsverlauf wird besprochen und offene Fragen können geklärt werden.
4. Häufige Fragen
Muss ich vor der Darmoperation eine Darmreinigung durchführen?
Brauche ich einen künstlichen Darmausgang (Stoma)?
Ein künstlicher Darmausgang wird nur sehr selten angelegt. Ihre Operateurin/Ihr Operateur wird Ihnen erklären, ob und für wie lange Sie einen künstlichen Darmausgang benötigen. Falls Sie einen künstlichen Darmausgang brauchen sollten, stehen Ihnen mit der Stomaberatung ausgewiesene Fachleute zur Seite.
Darf ich mich nach der Operation wieder frei bewegen?
Ja, Sie dürfen und sollen sich frei bewegen. Ob und ab wann Sie Ihre Bauchdecke belasten dürfen (schwere Lasten heben) wird Ihnen Ihre Operateurin/Ihr Operateur mitteilen.
Wer hilft mir weiter, wenn ich nach dem Spital nicht direkt in mein Alltagsumfeld zurückkehren kann oder Unterstützung zu Hause benötigt wird?
Sollten Sie diesbezüglich Beratung benötigen, können wir bereits vor der Hospitalisation unsere Nachsorge- und Sozialberatung involvieren, die Sie bezüglich Anschlusslösungen (Rehabilitation, Kur, Übergangspflege) und ambulanten Unterstützungsangeboten (Spitex) informieren kann. Wenn der Bedarf erst während der Hospitalisation entsteht, ist auch dann eine Beratung und Organisation einer Anschlusslösung möglich. Je früher Sie uns Bescheid geben, desto einfacher ist es jedoch, diese zu organisieren.
Wie lange bin ich krankgeschrieben, bzw. arbeitsunfähig?
Dies richtet sich nach Ihrer Erkrankung, der stattgefundenen Operation und Ihrem Arbeitsumfeld. Eine genauere Einschätzung kann Ihnen Ihre Chirurgin / Ihr Chirurg im Aufklärungsgespräch angeben.
5. Ansprechpersonen bei Fragen
Klinik für Viszeral- und Thoraxchirurgie
Sprechstundenzentrum:
Tel. 052 266 24 00
Fachverantwortliche Pflege BENE:
Tel. 052 266 37 84
6. BENE-Behandlungsteam
Unser interdisziplinäres Kernteam stellt die Basis der BENE-Gruppe dar. Es sind aber in allen Bereichen viele Mitarbeitende für Sie im Einsatz. Die Umsetzung des BENE-Konzepts gelingt nur durch einen gemeinsam geleisteten Einsatz.
Das Kernteam setzt sich regelmässig zusammen, wertet die neusten Daten aus und bespricht mögliche Verbesserungen. Durch den regelmässigen Austausch können Verbesserungen für Ihre Behandlung laufend und zeitnah eingeleitet und umgesetzt werden. Wir sind für Sie im Gespräch
BENE-Kernteam
Team kolorektale Chirurgie
Team Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Gallenwegschirurgie
Pflege
Fachverantwortliche Pflege BENE