Urologie
Erfahrungsbericht Blasenkrebs und Ersatzblase
Dass mit seiner Blase etwas nicht stimmt, merkte Paul H., weil er viel häufiger auf die Toilette musste als üblich. Da er sonst keine Beschwerden hatte, wartete er zu, bis er einen Urologen aufsuchte. Dieser konnte keine Auffälligkeit feststellen. Doch etwas später bemerkte der Hausarzt, dass die Blutwerte nicht in Ordnung waren. Zuletzt musste Paul H. in der Nacht bis zu fünfmal die Harnblase entleeren, an normalen Schlaf war nicht mehr zu denken.
Eine Blasenspiegelung und eine Ultraschalluntersuchung zeigten, dass sich in der Blasenschleimhaut ein Krebsgeschwür gebildet hatte. Der Arzt riet dazu, das befallene Gewebe herauszuoperieren. Allerdings gelang es nicht, den Blasentumor vollständig zu entfernen. Deshalb wurde Paul H. an Prof. John an der Klinik für Urologie überwiesen. Nach gründlicher Untersuchung schlug ihm dieser vor, die Blase zu entfernen und eine Ersatzblase anzulegen.
Urologische Präzisionsarbeit
In einer achtstündigen Operation entfernte Prof. John zuerst die Blase sowie die angrenzenden Lymphgefässe. Danach entnahm er ein rund 50 Zentimeter langes Stück des Dünndarms und bildete daraus eine Ersatzblase. Anschliessend verband der Chefarzt die neue Blase mit den beiden Harnleitern und der Harnröhre.
Der gesamte Eingriff erfolgte laparoskopisch mit dem Da-Vinci-Roboter. Diese schonende und hochpräzise Technologie kommt in der Klinik für Urologie bei solchen Operationen routinemässig zum Einsatz. Eine Woche lang blieb Paul H. im Spital. In dieser Zeit und auch noch in den ersten Tagen zu Hause wurde die neue Blase über einen Katheter entleert. Doch danach konnte Paul H. wieder selbständig Wasser lösen. «Das funktionierte von Anfang an», erinnert er sich.
«Ich muss heute viel seltener aufs WC als zu Beginn meiner Erkrankung»
Paul H., nach seiner Operation
Vier Jahre liegt der Eingriff nun zurück. Die Entleerung der Harnblase hatte sich schon bald völlig normalisiert. «Ich muss heute viel seltener aufs WC als zu Beginn meiner Erkrankung», sagt Paul H. In der Nacht steht er höchstens noch zweimal auf. Körperlich betätigen kann er sich ebenfalls wie gewohnt. Fast täglich geht er in den Wald oder kümmert sich um den Garten.
Ohne Wecker auf die Toilette
Paul H. war vor dem Eingriff gesagt worden, dass er für den regelmässigen Gang zur Toilette wohl einen Wecker stellen müsse. Dies kann für einige Patienten nötig sein, weil sie mit der neuen Blase keinen Harndrang verspüren. Doch Herr H. fühlt, wenn seine Harnblase voll ist, und kann rechtzeitig aufs WC. Auch hat er nie ungewollt Urin verloren. Die kleine Einlage, die er tagsüber trägt, dient bloss dazu, dass er sich sicher fühlt.
(14.01.2021)