Geschäftsbericht 2024
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Leistungen
Rekordzahlen in der Patientenversorgung
2024 hat das KSW deutlich mehr Patientinnen und Patienten behandelt als im Vorjahr – bei unverändert hoher Patientenzufriedenheit. Als Zentrumsspital bleibt das KSW gefordert, auf die demographische Entwicklung in seiner Versorgungsregion zu reagieren. So hat das KSW beispielsweise sein Angebot in der Altersmedizin, der Behandlung von Tumoren und in der Augenmedizin ausgebaut.
343’382 ambulante Konsultationen wurden am KSW 2024 durchgeführt. Damit wuchs der ambulante Bereich gegenüber dem Vorjahr um 5,1%, was auf die Nachfrage der Bevölkerung und Zuweisungen durch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zurückzuführen ist. Zu den ambulanten Konsultationen zählen neben Grundkonsultationen und operativen Eingriffen beispielsweise auch Ernährungsberatung oder Dialyse. Die Zunahme im ambulanten Bereich ist auch bei den Taxpunkten ersichtlich. 2024 hat das KSW 151,2 Mio. Taxpunkte verrechnet, im Vorjahr waren es 143,5 Mio. (+ 5,3%).
Starker Anstieg im stationären Bereich
Die steigende Nachfrage im Versorgungsgebiet konnte umfassend und qualitativ hochwertig bewältigt werden. 2024 behandelte das KSW 30’933 Patientinnen und Patienten stationär. Das sind 10,2% mehr als im Vorjahr (2023: 28’072). Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sank im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 auf 4,7 Tage.
Eine besonders starke Zunahme im stationären Bereich verzeichnete 2024 das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin: Insgesamt 3354 junge Menschen wurden dort stationär behandelt. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutet das eine Zunahme um 19,4% (2023: 2810).
Es bleibt die Herausforderung auf der Erlösseite: Der durchschnittliche Schweregrad der Behandlungen, der sogenannte Case Mix Index (CMI), sank im Berichtsjahr auf 1,035 (Vorjahr: 1,057), was insbesondere auf die Veränderung beim Fallmix und die Abwertung der Leistungen im Fallpauschalenkatalog (SwissDRG) zurückzuführen ist. Dies wirkt sich negativ auf die Erlöse des Spitals aus.
Unterproportionales Wachstum bei Zusatzversicherten
Im Berichtsjahr stieg die Zahl der zusatzversicherten Patientinnen und Patienten von 5804 auf 6280 an, also um 8,2%. Im Verhältnis zum starken Wachstum bei den grundversicherten Patientinnen und Patienten ist diese Zunahme unterproportional. Der Zusatzversichertenanteil sank entsprechend von 20,7% im Vorjahr auf 20,3% im Berichtsjahr. Das KSW behandelte 4362 halbprivat versicherte Patientinnen und Patienten, was einem Anteil von 14,1% entspricht. Bei den privat versicherten Patientinnen und Patienten waren es 1918 Personen respektive 6,2%.
Anstieg der Konsultationen im Notfallzentrum
Nach einem leichten Rückgang im Vorjahr (64’623 Konsultationen) ist die Zahl der Notfallkonsultationen 2024 wieder stark angestiegen. Mit 68’090 Konsultationen im Jahr 2024 erreichte das KSW auch hier Rekordwerte. Wie bereits im Vorjahr handelte es sich bei knapp 30% der Konsultationen um Patientinnen und Patienten mit weniger gravierenden Verletzungen oder Erkrankungen, die in der Notfallpraxis behandelt werden konnten. Wie in den Vorjahren zeigte sich auch im Berichtsjahr, dass das Notfallzentrum immer häufiger als erste Anlaufstelle genutzt wird. Viele Patientinnen und Patienten hätten problemlos in einer Hausarztpraxis behandelt werden können.
Babyboom am KSW
2154 Kinder kamen 2024 am KSW zur Welt. Damit hat das KSW den Geburtenrekord von 2023 (2005 Geburten) übertroffen, trotz allgemeinem Rückgang der Geburtenrate in der Schweiz. Mit 1072 Mädchen und 1082 Jungen ist die Verteilung der beiden Geschlechter beinahe ausgeglichen. Es wurden 56 Zwillingspaare geboren. Seit 2023 wird am KSW die hebammengeleitete Geburt angeboten, die dem Bedürfnis vieler Frauen und Paare entspricht. 2024 haben insgesamt 51 hebammengeleitete Geburten am KSW stattgefunden, 2023 waren es 35 (Auswertung ab Mai 2023).

Bedarfsgerechtes Angebot
Das KSW ist gefordert, sich den Anforderungen der wachsenden und immer älter werdenden Bevölkerung in und um Winterthur anzupassen. Die durchschnittlich höhere Lebenserwartung zeigt sich besonders in der Akutgeriatrie: Das KSW verzeichnete hier im Berichtsjahr einen Zuwachs um 24,2% (2024: 1033 Austritte). Um dem erwarteten weiteren Wachstum zu entsprechen, hat das KSW 2024 beschlossen, diesen Bereich weiter auszubauen. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde 2024 zudem das Angebot der Augenklinik in Bezug auf Grauer-Star-Operationen erweitert. Auch von grauem Star sind vor allem ältere Menschen betroffen. Sie können nun zwischen dem konventionellen und dem neuen, laserassistierten Verfahren wählen. Weiter fand 2024 die erste Hornhautoperation am KSW nach dem Verfahren der lamellierenden Endotheltransplantation statt.
Roboterchirurgie ergänzt das Angebot
Minimalinvasive Eingriffe führen Chirurginnen und Chirurgen am KSW zunehmend mit der Unterstützung durch chirurgische Roboter durch. Im Jahr 2024 waren 540 Operationen – das entspricht etwa 3% – roboterassistiert (2023: 509). Das KSW wird den Ausbau und die Weiterentwicklung der Robotik in den kommenden Jahren strategisch verfolgen. Entsprechend wichtig ist auch die Schulung und Weiterbildung von jungen Ärztinnen und Ärzten auf diesem Gebiet.

Foto: Madeleine Schoder, Der Landbote
Erweiterung der Medizinischen Onkologie
Nach eineinhalb Jahren Umbauzeit wurde im April 2024 die Medizinische Onkologie wiedereröffnet. Mit nun drei Stockwerken, erweiterten Kapazitäten und modernerer Zytostatikaherstellung ist die Abteilung bereit für den erwarteten Anstieg der Patientenzahlen. Im Jahr 2024 wurden rund 15’600 individuelle parenterale (durch Injektion oder Infusion verabreichte) onkologische Therapien hergestellt, was einer Steigerung um 11,2% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Ausserdem hat das KSW sein Angebot in der Molekularpathologie erweitert und ein Molekulares Tumorboard eingeführt. Die Molekularpathologie kann jene spezifischen Veränderungen in der Tumor-DNA erkennen, die dazu führen, dass der Krebs unkontrolliert wuchert.
Leistungsauftrag verlängert
Als eines von zwölf Zentren in der Schweiz verfügt das Kantonsspital Winterthur über einen Leistungsauftrag in hochspezialisierter Medizin (HSM) für die Behandlung von schwerstverletzten Patientinnen und Patienten. Dieser Leistungsauftrag wurde im Juli 2024 um sechs Jahre verlängert.
Mehr Einsätze auch beim Rettungsdienst
Der Rettungsdienst Winterthur blickt auf ein einsatzreiches Jahr zurück. Mit insgesamt 12’470 Einsätzen ergab sich ein Anstieg um 4,5% im Vergleich zum Vorjahr (2023: 11’936). In 1313 Fällen war zusätzlich der Einsatz eines Notarztes oder einer Notärztin erforderlich, um erweiterte medizinische Massnahmen durchzuführen (2023: 1219). Darüber hinaus hat der Rettungsdienst 849 Verlegungstransporte zwischen medizinischen Einrichtungen durchgeführt (2023: 911).
Wichtige Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern
Das KSW pflegt diverse Kooperationen und Partnerschaften, die neben klinischer Zusammenarbeit mit anderen Spitälern auch Beschaffung, Nachsorge oder Cyber-Sicherheit umfassen. Mit den Spitälern Schaffhausen arbeitet das KSW eng im Bereich Ausbildung zusammen und startete eine gemeinsame Ausbildungsinitiative in der Orthopädie. Auch in der Zusammenarbeit mit SWICA und Medbase im Rahmen von Trio+ gab es 2024 Neuerungen: Das geplante Pilotprojekt «eMediplan» im Bereich Arzneimittelsicherheit wurde erfolgreich umgesetzt. Es ermöglicht Patientinnen und Patienten, aber auch betreuenden Personen einen besseren Überblick über einzunehmende Medikamente. Der eMediplan wurde nun am KSW innerhalb von KISIM etabliert.
Qualitätsmedizin am KSW
Das KSW setzt auf ein umfassendes Qualitätsmanagement, um eine hohe Patientensicherheit sowie die Optimierung der Behandlungs- und Servicequalität sicherzustellen. Ein wichtiges Instrument dazu sind Befragungen. Sie ermöglichen dem KSW, die Anforderungen seiner Patientinnen und Patienten besser zu verstehen und die Betreuungsqualität zu erhöhen. Am KSW werden zwei Arten von Befragungen durchgeführt: Patient Reported Outcome Measures (PROM) und Patient Reported Experience Measures (PREM).
PROM evaluieren, wie Patientinnen und Patienten ihren Gesundheitszustand und ihre Lebensqualität einschätzen – sie messen also die Wirkung einer Behandlung aus Patientensicht. Als Listenspital im Kanton Zürich ist das KSW verpflichtet, bei elektiven Eingriffen zum Einsetzen von Hüft- und Knieprothesen PROM zu erheben. Darüber hinaus führt das KSW seit 2022 in den Fachbereichen Urologie, Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie, Palliative Care und Orthopädie zusätzliche PROM-Erhebungen durch.
Systematische Zufriedenheitserhebung
Das KSW führt seit 2022 kontinuierlich eine PREM-Befragung im stationären Bereich durch; so auch im Jahr 2024. Im Gegensatz zu den PROM steht nicht das Ergebnis eines medizinischen Eingriffs oder einer Behandlung im Fokus, vielmehr eruiert eine PREM-Befragung die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten mit ihrem Aufenthalt am KSW. Mit einem Patientenzufriedenheitsindex von 4,63 (Skala 1–5) konnte das KSW den Wert vom Vorjahr (4,58) nochmals übertreffen. Im April nahm das KSW zusätzlich an der ANQ-Pilotmessung zur Patientenerfahrung teil. Der ANQ koordiniert und realisiert schweizweit einheitliche Qualitätsmessungen in der Akutsomatik. Das neue Befragungsinstrument «Swiss PREM» soll ab 2026 zum Standard in der Akutsomatik werden und Spitalvergleiche aussagekräftiger machen. Die regulären PREM wurden während der Pilotmessung pausiert.
Neue Umfragen im ambulanten Bereich
2024 etablierte das KSW Erhebungen zur Patientenzufriedenheit in fast allen ambulanten Bereichen. Damit erfasst das KSW nun auch im ambulanten Bereich systematisch die Rückmeldungen seiner Patientinnen und Patienten; dies mittels Net Promoter Score (NPS). Der NPS gibt an, ob Patientinnen und Patienten das KSW weiterempfehlen würden. Die Bewertung erfolgt auf einer Skala von 1 bis 10, wobei Bewertungen von 9 oder 10 als Promotoren und Bewertungen von 0 bis 6 als Detraktoren gelten. Aus der Differenz zwischen Promotoren und Detraktoren ergibt sich dann der NPS. Mit einem sehr hohen Wert über alle Kliniken hinweg hat das KSW bereits im ersten Jahr die internen Erwartungen übertroffen. Für eine fundierte Einschätzung gilt es nun, über die nächsten Jahre Vergleichswerte zu erheben.
Hohe Qualitätsstandards
Das KSW verfügt in vielen Bereichen über Qualitätslabels und Zertifizierungen, die es regelmässig erneuern lässt. 2024 wurden sowohl das Tumorzentrum wie auch die Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP) rezertifiziert. Zusätzlich hat das KSW drei neue Zertifizierungen erhalten. Die Zertifizierungen bieten Patientinnen und Patienten sowie Zuweisenden Orientierung: Sie belegen, dass am KSW evidenzbasierte und hochstehende Behandlungen erfolgen. Wer sich in einem zertifizierten Zentrum behandeln lässt, kann auf eine wirksame interdisziplinäre Zusammenarbeit zählen. Gleichzeitig bestätigen Zertifizierungen das medizinische Personal in seiner Arbeit.
Beckenbodenzentrum – Mai 2024
- zertifiziertes Kontinenz- und Beckenbodenzentrum
- zertifiziert durch Zert IQ
- Erstzertifizierung
Tumorzentrum Winterthur – Juni 2024
- zertifziertes Tumorzentrum inkl.: Bauchtumorzentrum, Lungentumorzentrum, Gynäkologisches Tumorzentrum, Brustzentrum, Zentrum für Lymphome und Leukämien, Schwerpunkt Endokrine Malignome
- zertifiziert durch Onkozert, ClarCert
- Rezertifizierung
Endometriosezentrum – 2024
- zertifiziert durch EuroEndoZert
- Erstzertifizierung
Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP) – 2024
- zertifiziert nach ISO-Norm 13485
- zertifiziert durch Swiss Safety Center
- Rezertifizierung
Dysplasiesprechstunde – 2024
- zertifiziert durch Onkozert
- Erstzertifizierung
Steigendes Interesse an klinischer Forschung
Das KSW ist eine attraktive Arbeitsstätte für Personen, die klinisch forschen möchten. Seit drei Jahren unterstützt das Spital eigene Studien in klinischen Bereichen mit einem finanziellen Beitrag. Das Bewusstsein, dass Forschung am KSW gefördert wird, zeigt Wirkung. Insgesamt 64 neue Forschungsprojekte reichten die KSW-Fachkräfte 2024 ein. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr (2023: 30). Geforscht wird am KSW stets aus fachlichem Interesse und auf eigene Initiative.
Forschung für Patientinnen und Patienten
Zahlreiche Forschungsprojekte wirken sich direkt auf die Behandlung der Patientinnen und Patienten aus – man spricht von angewandter klinischer Forschung. Die Teilnahme ermöglicht Patientinnen und Patienten den Zugang zu neuen Therapien. 2024 haben 253 Personen an solchen Studien teilgenommen.
Künstliche Intelligenz in der Forschung
Zunehmend wird in der Forschung künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt – beispielsweise bei der Erstellung von Forschungsunterlagen oder der Auswertung von Bildern oder Dateien. 2024 wurde der jährliche Forschungsnachmittag diesem Thema gewidmet. Dabei erhielten interne und externe Interessierte die Möglichkeit, sich in diesem Bereich fortzubilden.
