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Chemische Verätzungen am Auge

Chemische Verätzungen am Auge sind ernsthafte Notfälle, die sofortige medizinische Aufmerksamkeit erfordern. Sie entstehen, wenn ätzende Substanzen mit dem Auge in Kontakt kommen und können schwerwiegende Folgen haben.

Erste Hilfe

Bei einer Verätzung des Auges ist sofortiges Handeln entscheidend. Das erste und wichtigste, was getan werden sollte, ist das ausgiebige Ausspülen des Auges. Hier sind die Schritte, die man im Falle einer chemischen Verätzung des Auges befolgen sollte:

  • Sofortiges Spülen
    Beginnen Sie sofort mit dem Spülen des betroffenen Auges. Verwenden Sie dafür sauberes Wasser, eine sterile Spüllösung oder, falls verfügbar, eine Notfall-Augenspülstation.
  • Fortgesetztes Spülen
    Halten Sie das Auge unter fliessendes Wasser und spülen Sie es mindestens 15 bis 20 Minuten lang. Während des Spülens sollten Sie das Auge so weit wie möglich geöffnet halten, um sicherzustellen, dass die gesamte Oberfläche gespült wird.
  • Entfernen von Kontaktlinsen
    Falls Kontaktlinsen getragen werden, versuchen Sie, diese zu entfernen, es sei denn, sie sind bereits während des Spülens herausgefallen.
  • Vermeiden Sie das Reiben des Auges
    Reiben Sie das Auge nicht, da dies die Verletzung verschlimmern kann.
  • Medizinische Hilfe suchen
    Nachdem das Auge ausgiebig gespült wurde, suchen Sie so schnell wie möglich medizinische Hilfe auf.

Notfallzentrum Kantonsspital Winterthur

Tel. 052 266 21 21


Ursache

Chemische Verätzungen am Auge werden durch den Kontakt mit Säuren, Laugen oder anderen ätzenden Chemikalien verursacht. Säuren verursachen eine Koagulationsnekrose, die eine gewisse Barriere gegen ein tieferes Eindringen der Chemikalie bildet, während Laugen eine Kolliquationsnekrose verursachen, die zu tieferem Eindringen und schwerwiegenderen Verletzungen führen kann.


Häufigkeit

Chemische Augenverätzungen kommen häufig in industriellen Arbeitsumgebungen oder durch Unfälle im Haushalt vor. Sie können jeden betreffen, der mit gefährlichen Chemikalien in Kontakt kommt, ohne dabei einen angemessenen Augenschutz zu verwenden.


Symptome und Beschwerden

Symptome einer chemischen Verätzung am Auge umfassen starke Schmerzen, Rötung, Brennen, Tränenfluss und verschwommenes Sehen. In schweren Fällen kann es zu Blutungen, Hornhauttrübung und sogar zum Verlust des Sehvermögens kommen.


Gefahren / Risiken

Die Hauptgefahr einer chemischen Verätzung liegt in der möglichen dauerhaften Schädigung des Auges, einschliesslich des Risikos einer vollständigen Erblindung. Der Schweregrad der Verletzung hängt von der Art der Chemikalie, der Konzentration, der Einwirkdauer und der Schnelligkeit der Erstversorgung ab.


Diagnose

Die Diagnose einer chemischen Verätzung erfolgt in der Regel durch eine augenärztliche Untersuchung, die oft eine Spaltlampenuntersuchung beinhaltet. Die Augenärztin / der Augenarzt bewertet den Schweregrad der Verätzung, das Ausmass der Hornhautschädigung und das Vorhandensein von Fremdkörpern.


Behandlung

Die Erstbehandlung umfasst sofortiges und ausgiebiges Ausspülen des Auges mit Wasser oder einer sterilen Spüllösung, um die Chemikalie zu entfernen. Anschliessend erfolgt eine spezialisierte augenärztliche Behandlung, die entzündungshemmende Medikamente, Eigenblutserum-Augentropfen, Antibiotika und manchmal Schmerzmittel umfasst.


Operation

In schweren Fällen kann eine chirurgische Behandlung erforderlich sein, um das beschädigte Gewebe zu reparieren. Dabei muss sich in einem ersten Schritt die Augenoberfläche schliessen, dies kann durch Eigenblutserum-Augentropfen oder dann chirurgisch in der Durchführung einer Amnionmembrantransplantation (AMT) erreicht werden. Dabei wird Gewebe aus der Plazenta verwendet, um die Heilung von Hornhautdefekten im Auge zu fördern. Die Amnionmembran regt gesunde Zellen zum Wachsen an und wirkt entzündungshemmend. In schwerwiegenden Fällen kann im Verlauf einer Hornhauttransplantation, chirurgische Eingriffe zur Wiederherstellung der Augenoberfläche oder in extremen Fällen eine Enukleation (Entfernung des Auges) notwendig sein.


Vorbeugen, Prävention

Vorbeugung ist entscheidend und beinhaltet die Verwendung von Schutzbrillen beim Umgang mit Chemikalien, die Einhaltung von Sicherheitsprotokollen am Arbeitsplatz und im Haushalt sowie die ordnungsgemässe Lagerung von Chemikalien.


Nachsorge

Die Nachsorge bei chemischen Verätzungen des Auges umfasst regelmässige augenärztliche Untersuchungen, um den Heilungsprozess zu überwachen und Komplikationen frühzeitig zu erkennen.


Prognose

Die Prognose hängt stark vom Schweregrad der Verätzung und der Schnelligkeit der Erstversorgung ab. Leichte bis moderate Verätzungen können oft erfolgreich behandelt werden, während schwere Verätzungen zu langfristigen oder dauerhaften Schäden führen können.


Häufige Fragen

Kann eine chemische Verätzung des Auges selbst behandelt werden?

Nein, eine chemische Verätzung des Auges sollte immer durch medizinisches Fachpersonal behandelt werden da ansonsten dauerhafte Sehschäden drohen. Suchen Sie deshalb unverzüglich eine Notfallstation auf.

Kann eine chemische Verätzung am Auge permanente Schäden verursachen?

Ja, chemische Verätzungen, insbesondere schwere oder nicht sofort behandelte Fälle, können zu permanenten Schäden am Auge führen. Dies kann von langanhaltenden Sehbeeinträchtigungen bis hin zum vollständigen Verlust des Sehvermögens reichen.

Soll ich das Auge schliessen, nachdem ich es mit Wasser gespült habe?

Nach dem Spülen sollten Sie das Auge nicht fest schliessen oder reiben, da dies zusätzlichen Druck auf das Auge ausüben und die Verletzung verschlimmern könnte. Halten Sie das Auge locker geschlossen oder bedeckt, wenn Sie medizinische Hilfe aufsuchen.

Welche Art von Wasser sollte zum Spülen des Auges verwendet werden?

Im Idealfall sollte steriles Wasser oder eine spezielle Spüllösung für Augen verwendet werden. Wenn diese nicht sofort verfügbar sind, kann Leitungswasser verwendet werden. Wichtig ist, dass das Spülen unverzüglich und ausgiebig während 15 Minuten erfolgt.

Sind chemische Verätzungen am Auge immer schmerzhaft?

Während viele chemische Verätzungen sofortige Schmerzen verursachen, können einige Substanzen, insbesondere bestimmte Laugen, anfänglich weniger schmerzhaft sein. Dies kann irreführend sein, da Laugen tiefgreifende Schäden verursachen können. Unabhängig von der anfänglichen Schmerzintensität sollte jede Exposition gegenüber chemischen Substanzen am Auge als potenziell schwerwiegend behandelt und sofort ausgespült werden.

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