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Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen zeichnen sich durch gestörtes Essverhalten und ein problematisches Verhältnis zum eigenen Körpergewicht aus. Beispiele sind Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Binge-Eating-Störung (Essanfälle ohne Gegensteuern). Essstörungen bei Kleinkindern zeigen sich im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme, sie führen zu einer unzureichenden Gewichtszunahme und/oder Schwierigkeiten beim Essen. Sie können sich durch Verweigerung der Nahrung, Probleme beim Schlucken oder Unruhe während der Mahlzeiten zeigen.

Ursache

Die Ursachen für Essstörungen sind vielschichtig und meist eine Kombination aus biologischen, psychischen und sozialen sowie genetischen Faktoren. Zu den möglichen Auslösern gehören ein negatives Körperbild, sozialer Druck, familiäre Konflikte, Perfektionismus und bestimmte Persönlichkeitsmerkmale.


Häufigkeit

Laut einer nationalen Studie aus dem Jahr 2017 zeigen etwa 0,4% der 11- bis 15-jährigen Mädchen und 0,2% der Jungen Symptome einer Anorexie. In den letzten Jahren gibt es laut Expertenangaben eine Zunahme von Essstörungen bei Jugendlichen um 30-40%, vor allem an Anorexie. Die Häufigkeit von anderen Essstörungen wie Bulimie und Binge-Eating-Störung ist geringer.


Symptome

Von einer Magersucht (Anorexia nervosa) spricht man, wenn Gewichtsverlust, auffallendes Essverhalten oder Essensverweigerung, übermässige Sorge um die Körperfigur oder das Gewicht sowie ein gestörtes Körperbild vorliegt. Zusätzlich können zwanghaftes Kalorienzählen, Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, sozialer Rückzug, Stimmungsschwankungen, Angst und Depression auftreten. Es können auch körperliche Symptome wie Ausbleiben der Monatsblutung, Haarausfall, Schwindel, Müdigkeit und Kälteempfindlichkeit auftreten.


Diagnose

Die Diagnose einer Essstörung erfordert in der Regel eine umfassende klinische Beurteilung, die eine medizinische Anamnese, körperliche Untersuchungen, die Einschätzung psychischer Belastungen und der Ernährungssituation beinhaltet.


Abklärung

Am Sozialpädiatrischen Zentrum SPZ werden Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf eine Essstörung ambulant abgeklärt.

Wie läuft eine Abklärung ab?

  • Kennenlernen von Kind / Jugendlichen und Familie im Erstgespräch.
  • Schwierigkeiten und Symptome werden erfragt und eine umfassende Anamnese erhoben.
  • je nach Fragestellung werden mehrere Termine benötigt und in aller Regel wird eine Beurteilung des körperlichen Zustandes durch die Hausärztin / den Hausarzt oder die Kinderärztin / den Kinderarzt aufgegleist.
  • bei entsprechender Indikation und ausreichender stabiler somatischer Situation findet eine Abklärung in mehreren Terminen statt.
  • Elternberatung und erste therapeutische Interventionen finden in aller Regel bereits während der Abklärungsphase statt.
  • Besprechung der Ergebnisse und Befunde mit den Eltern und dem Kind oder dem/der Jugendlichen sowie Empfehlung für die weitere Behandlung.

Behandlung

Ambulante Behandlung
Am Sozialpädiatrischen Zentrum SPZ überlegen wir gemeinsam mit den Eltern und dem Kind resp. den Jugendlichen, welche Hilfe und Massnahmen unterstützen können. Wir bieten vorgängig Abklärungen, Beratungen und Kurzzeittherapien in Akutsituationen an. Aus Kapazitätsgründen sind in der Fachstelle Essstörungen derzeit keine langfristigen ambulanten Psychotherapien möglich. Eine multiprofessionelle Zusammenarbeit mit anderen Fachpersonen ist uns sehr wichtig.

Stationäre Behandlung
In der Therapiestation für Kinder und Jugendliche (Psychosomatik, Psychotherapie, Psychiatrie) am Sozialpädiatrischen Zentrum SPZ erhalten Kinder und Jugendliche mit einer Essstörung eine bedarfsorientierte stationäre Behandlung, wenn die ambulanten Therapiemassnahmen nicht ausreichend waren.


Häufige Fragen

Wie können Eltern erste Anzeichen einer Essstörung bei ihrem Kind erkennen?

Eltern sollten auf Anzeichen wie plötzliches Interesse an Diäten, übermässige Besorgnis über Gewicht und Körperbild, ungewöhnliche Essgewohnheiten (z.B. Vermeidung bestimmter Lebensmittel), häufiges Erbrechen, übermässiges Sporttreiben, sozialer Rückzug und Stimmungsschwankungen achten. Auch körperliche Veränderungen wie schneller Gewichtsverlust, Müdigkeit oder Haarausfall können Hinweise sein.

Wie können Eltern ihr Kind unterstützen, wenn eine Essstörung diagnostiziert wurde?

Der Einbezug der Eltern in die Behandlung ist uns sehr wichtig, da sie eine grosse Ressource für die Überwindung der Essstörung darstellen. Zudem ist die familienbasierte Therapie bei Jugendlichen mit Anorexie besonders wirksam und geht mit kürzerer Krankheitsdauer einher.

Eltern können ihr Kind unterstützen, indem sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und die Therapieempfehlungen befolgen. In einem ersten Schritt bedeutet dies meist, dass Eltern die Verantwortung für die Ernährung übernehmen, bis das Kind wieder ausreichend in der Lage ist, dies selbst zu tun. Es ist wichtig, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, Geduld zu haben und für sich selbst ebenfalls Unterstützung zu suchen, um mit der Situation umzugehen.

Welche Rolle spielen soziale Medien bei der Entwicklung von Essstörungen?

Soziale Medien können einen erheblichen Einfluss auf das Körperbild und Essverhalten von Kindern und Jugendlichen haben. Der ständige Vergleich mit idealisierten Körperbildern und der Druck, perfekt auszusehen, können zu negativen Selbstwahrnehmungen und Essstörungen beitragen. Eltern sollten die Nutzung sozialer Medien begleiten und mit ihren Kindern über die Medienbotschaften und Social Media Trends sprechen.

Gibt es Präventionsmassnahmen, die helfen können, das Risiko einer Essstörung zu verringern?

Präventionsmassnahmen umfassen die Förderung eines positiven Körperbildes und Wertschätzung des eigenen Körpers, ein genussvoller und gesunder Umgang mit Essen mit regelmässigen gemeinsamen Mahlzeiten, Vermittlung von Freude an Bewegung, offene Gespräche über Medienbilder und deren Realitätsferne sowie die Unterstützung bei der Entwicklung eines starken Selbstwertgefühls. Schulen und Gemeinschaftsprogramme können ebenfalls eine wichtige Rolle in der Prävention spielen.

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