Hüftkopfabrutsch / Epiphysiolysis capitis femoris (SCFE)
Der Hüftkopfabrutsch (Epiphysiolysis capitis femoris) ist eine Erkrankung, die typischerweise im Alter zwischen 9–15 Jahren auftritt. In diesem Alter ist die Wachstumszone im Hüftbereich durch das starke Wachstum geschwächt.
Durch eine stetig wiederkehrende Überlastung oder durch ein hormonelles Ungleichgewicht kommt es unter Umständen dazu, dass der Hüftkopf nicht mehr so fest auf dem Oberschenkel sitzt und bei Belastung langsam herabgleitet. Durch einen kleinen Unfall kann sich der Hüftkopf dann ganz lösen und das Laufen ist nicht mehr möglich. Beim Hüftkopfabrutsch ist eine Operation zwingend notwendig, bevor das Bein wieder belastet werden darf.
Abrutsch des Hüftkopfes auf der linken Hüfte. Das starke Gleiten des Hüftkopfes sieht man erst in der sogenannten Lauensteinaufnahme gut.
Häufigkeit
Die Häufigkeit des Auftretens schwankt stark zwischen verschiedenen Ländern und Bevölkerungsgruppen. Genaue Zahlen für die Schweiz existieren nicht.
Man geht jedoch davon aus, dass in etwa eines von rund 3000 Kindern an einem Hüftkopfabrutsch erkrankt.
Symptome und Beschwerden
Die Beschwerden beginnen oftmals schleichend. Schmerzen treten meist in der Leiste, am Oberschenkel oder nur am Knie bei oder nach verstärkter Belastung auf. Zudem kommt es oftmals auch zu einem Hinken.
Mit Schonung bessern sich die Beschwerden unter Umständen auch wieder vorübergehend. Häufig nehmen die Schmerzen im Verlauf aber wieder deutlich zu, wenn der Hüftkopf stärker abgleitet.
Gefahren / Risiken
Übergewicht ist ein wesentlicher Risikofaktor. Allerdings gibt es auch viele Fälle von normalgewichtigen, sportlichen Kindern, welche an SCFE erkranken.
Diagnose
Beim Hüftkopfabrutsch besteht bei fast allen Fällen eine eingeschränkte Beweglichkeit der Hüfte in die Innendrehung. Die Diagnose stellt man meist auf dem normalen Röntgenbild gut, wobei das Hüftgelenk immer in zwei Ebenen geröntgt wird. Auch das Ausmass des Hüftkopfabrutsches misst man für gewöhnlich auf den normalen Röntgenbildern.
Gelegentlich bringt eine MRI- oder Ultraschall-Untersuchung noch zusätzliche Informationen. Bei sehr jungen Patienten ist eine Blutuntersuchung zur Bestimmung der Hormone sinnvoll (Wachstumshormone, Schilddrüsenhormone).
Operation
Der Hüftkopfabrutsch ist praktisch das einzige Krankheitsbild in der Kinderorthopädie, bei dem die Behandlung immer eine Operation ist. Bei einem leichten Hüftkopfabrutsch erfolgt eine Verschraubung des Kopfes, um einen weiteren Abrutsch zu verhindern. Zusätzlich wird manchmal eine Gelenkspiegelung durchgeführt, um etwas Knochen abzutragen, damit sich das Gelenk nachher wieder frei bewegen kann.
Milder Hüftkopfabrutsch (Bild links) und Röntgenbild nach Verschrauben und Abtragen des vorne überstehenden Knochens mittels Gelenkspiegelung
Röntgenbild nach offenem Wiederaufrichten des Hüftkopfes und Verschrauben bei starkem Hüftkopfabrutsch
In ausgeprägteren Fällen muss der Hüftkopf durch eine aufwändigere Operation wieder ganz korrekt auf den Oberschenkel gestellt werden, um eine bleibende Bewegungseinschränkung zu verhindern (modifizierte Dunn-Osteotomie).
Da der Hüftkopfabrutsch in einem Drittel der Fälle beidseitig auftritt, wird auch die vorsorgliche Verschraubung der vorerst nicht betroffenen Hüfte diskutiert.
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