Pseudogicht (medizinisch Chondrokalzinose oder CPPD-Ablagerungserkrankung) ist eine Gelenkserkrankung, bei der es häufig zu gichtähnlichen Beschwerden kommt. Dabei lagern sich Kristalle in den Gelenken ab, die schmerzhafte Entzündungen auslösen und den Knorpel unter Umständen dauerhaft schädigen.
Pseudogicht wird durch Ablagerungen von Kalziumkristallen im Gelenkknorpel verursacht. Daher spricht man auch von einer Gelenkverkalkung. Der Grund für diese Ablagerungen ist allerdings bis heute nicht vollständig klar. Es handelt sich um eine Art Stoffwechselstörung.
Gelegentlich entsteht eine Pseudogicht auch infolge einer anderen Erkrankung. Diesen Fall bezeichnet man als sekundäre Pseudogicht.
Häufigkeit
Die Pseudogicht ist sehr häufig und nimmt im Alter über 60 Jahre deutlich zu. Bei den über 80-Jährigen kommt die Erkrankung bei jeder dritten Person vor. Jungen Menschen sind hingegen extrem selten von Pseudogicht betroffen. Weiterhin sind Frauen häufiger betroffen als Männer.
Im Gegensatz zu einem gesunden Gelenk (links) lagern sich bei einem Gelenk mit Pseudogicht (rechts) Kalziumkristalle ab.
Symptome und Beschwerden
Zu Beginn verursacht eine Pseudogicht meist keine Symptome, da die Ablagerungen langsam vor sich gehen.
Mit der Zeit schädigen die Ablagerungen den Gelenkknorpel jedoch zunehmend und es kommt zum Herauslösen der Kristalle aus dem Knorpel in das Gelenk. Dadurch wird ein akuter Entzündungsschub mit Gelenkschwellung und starken Schmerzen ausgelöst. Ein solcher Schub dauert meist ein paar Tage bis wenige Wochen.
In vielen Fällen ist die Haut über dem betroffenen Gelenk gerötet und fühlt sich warm an. Meistens betrifft die Pseudogicht grosse Gelenke, wie beispielsweise das Knie- oder Schultergelenk. Typisch sind daneben auch Entzündungen im Handgelenk und in den Fingergrundgelenken von Zeig- und Mittelfinger. Selten kommt es überdies zum Befall des obersten Abschnittes der Halswirbelsäule, was zu heftigen Nacken- und Hinterhauptschmerzen führt.
Die Phasen zwischen zwei akuten Anfällen verlaufen meist beschwerdefrei. Wird der Knorpel jedoch dauerhaft beschädigt oder die Entzündung chronisch, sind die Symptome in abgeschwächter Form auch dauernd vorhanden. Daneben nimmt die Beweglichkeit der Gelenke zunehmend ab.
Bei gewissen Patientinnen und Patienten verläuft die Pseudogicht hingegen vollkommen symptomfrei und man stellt die Ablagerungen während einer anderen Untersuchung zufällig fest.
Diagnose
Für die Diagnosestellung erfolgt zunächst eine eingehende Befragung der Patientin oder des Patienten sowie eine körperliche Untersuchung. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen liefern bei Bedarf zusätzliche Informationen. Beispielsweise sieht man im Röntgen häufig die Verkalkungen und im Ultraschall akute Entzündungen.
Durch die Untersuchung der Gelenkflüssigkeit eines akut entzündeten Gelenks bestätigt man durch Nachweis von Pseudogicht-Kristallen die Diagnose. Im Blut sucht man zudem Erkrankungen, die zu einer sekundären Pseudogicht führen. Während eines Anfalls sind die Entzündungswerte meist stark erhöht.
Behandlung
Bei einer akuten Pseudogicht steht die Linderung der Entzündung und der Schmerzen im Zentrum. Dazu setzt man meistens NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) ein. Alternativ ist die Einnahme von Kortison in Tablettenform über einige Tage möglich oder auch eine Spritze direkt in das betroffene Gelenk. Zudem bringt das Abziehen der angesammelten Gelenkflüssigkeit mit einer Spritze meistens bereits Linderung.
Im Unterschied zur Gicht gibt es keine ursächliche Behandlung, welche die Kristallbildung verhindert. Jedoch kann durch die Einnahme von Magnesium die Häufigkeit weiterer Schübe teilweise reduziert werden.
Treten häufige oder gar anhaltenden Entzündungen auf, setzt man Colchicin (das Gift der Herbstzeitlosen) ein, das oft sehr effektiv wirkt und in geringen Dosen gut verträglich ist. Gelegentlich finden auch langsame wirkende entzündungshemmende Medikamente Verwendung wie bei der rheumatoiden Arthritis.
Ist die Pseudogicht allerdings Folge einer anderen Erkrankung, sollte die Grunderkrankung behandelt werden.
Neben der medikamentösen Therapie sollte das betroffene Gelenk während eines akuten Anfalls entlastet, geschont und gekühlt werden.
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