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Donnerstag
08
Dezember 2022

Erstmals in der Schweiz: Elektrochemotherapie für Wirbelmetastasen

Metastasen in der Wirbelsäule lassen sich je nach Stadium nicht mehr mit einem chirurgischen Eingriff oder einer Radiotherapie (Bestrahlung) behandeln. Die Gefahr ist in solchen Fällen gross, dass Patient:innen eine Querschnittslähmung erleiden. Eine neuartige elektrische Chemotherapie, die das Kantonsspital Winterthur (KSW) als erste Klinik in der Schweiz anwendet, bringt Hoffnung.

Krebspatientinnen und -patienten laufen im fortgeschrittenen Stadium ihrer Krankheit manchmal Gefahr, dass ihr Rücken von Metastasen befallen wird. Solche Tumore werden primär mit neurochirurgischen Operationen und/oder Bestrahlungen behandelt. Kommt es zu Rückfällen, drohte den Erkrankten bislang eine Querschnittslähmung. Je nach Höhe im betroffenen Rückenmark konnte das dazu führen, dass die Betroffenen die Beine nicht mehr bewegen oder die Blasen- und Darmentleerung nicht mehr kontrollieren konnten. «Das ist für die Patient:innen ein enormer Einschnitt in ihr Leben», erklärt Dr. med. Arash Najafi. «Mit der Elektrochemotherapie haben wir nun eine Methode, mit der wir solche schwer zu behandelnden Tumore therapieren und den Patient:innen ein gutes Stück Lebensqualität bewahren können.»

Hoffnungsvolle Resultate

Der Stv. Leitende Arzt für Interventionelle Onkologie an der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin ergänzt: «Das KSW ist eine der wenigen Kliniken weltweit und die erste in der Schweiz, die diese Therapie bei spinalen Metastasen durchführt. Sie befindet sich zwar noch im experimentellen Stadium, hat jedoch bislang sehr hoffnungsvolle Resultate erzielt. Nach unserem bisherigen Wissensstand kann ein Grossteil der Querschnittslähmungen damit verhindert werden. Interessant ist dabei, dass die Therapie bei einem erneuten Rückfall wiederholt werden kann.» Bei dieser Therapie werden die Poren der Zellmembran eines Tumors mit intensiven elektrischen Impulsen geöffnet und vorübergehend für Medikamente, die sonst eine Zellmembran nicht durchdringen könnten, durchlässig gemacht. Die Chemotherapeutika werden dabei in einer sehr hohen Konzentration initiiert und die Krebszellen so von innen her zerstört.

Verbesserung der Lebensqualität

«Die Elektrochemotherapie wirkt wie eine lokale, hochdosierte Chemotherapie», erklärt Dr. med. Arash Najafi. «Wir setzen sie nur ein, wenn eine Operation oder eine Bestrahlungstherapie nicht mehr in Frage kommen. Das heisst, dass die Patient:innen bereits in einem palliativen Stadium sind und nicht mehr auf eine vollständige Heilung ihrer Grunderkrankung hoffen können. Gerade in einer solch schwierigen Phase ist es für die Patient:innen besonders wichtig, dass sie so lange als möglich selbstbestimmt bleiben und eine bestmögliche Lebensqualität bewahren können.» Erwartet werden für die Schweiz 50 bis 100 Patient:innen pro Jahr, die mit der elektronischen Chemotherapie behandelt werden können.

Erstes Schweizer Spital mit IASIOS-Zertifikat

Die Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin hat 2021 als erste Institution der Schweiz das IASIOS-Zertifikat für interventionelle Onkologie erhalten. Das hoch spezialisierte Expert:innenteam unter Leitung von Prof. Dr. med. Christoph Binkert wendet moderne minimalinvasive Therapiemethoden an und bietet eine Expertise, die man sonst nur in den renommiertesten Spitälern findet. «Mit unserem breiten Behandlungsspektrum sind wir am Puls der Zeit und können hinsichtlich Qualität international problemlos mithalten», ergänzt Dr. med. Arash Najafi. «Das Kantonsspital Winterthur ist zum Beispiel schweizweit eines der führenden Zentren für minimalinvasive Behandlungen von Nieren- und Lungentumoren mit einer Kältetherapie, der sogenannten Kryotherapie.»


Kontakt

Kantonsspital Winterthur
Thomas Meier
Direktionsstab | Kommunikation
Tel. 052 266 54 11

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Radiologie und Nuklearmedizin

Die Spezialistinnen und Spezialisten der Radiologie kommen hauptsächlich in der Diagnostik zum Einsatz und die Fachärztinnen und Fachärzte der Nuklearmedizin bei der Diagnose sowie bei hochmodernen Therapieanwendungen.
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Das Kantonsspital Winterthur (KSW) ist ein öffentlich-rechtliches Spital und das Zentrumsspital im Grossraum Winterthur. Mit seinen knapp 4’000 Mitarbeitenden und 500 Betten stellt das KSW eine umfassende medizinische Grundversorgung für eine Viertelmillion Einwohner:innen sicher. Über sein Einzugsgebiet hinaus erbringt das Kantonsspital hochspezialisierte medizinische Leistungen für rund eine halbe Million Menschen. Im Jahr 2021 behandelte es rund 250’000 Patient:innen ambulant sowie mehr als 28’000 stationär. Mit rund 700 Auszubildenden gehört das KSW im Kanton Zürich zu den führenden Bildungsbetrieben im Gesundheitswesen.