Atlas – der Wirbel der Welt
Wegen Unstimmigkeiten zwischen Himmel und Erde – Uranos und Gaia – zog Zeus gegen Kronos, seinen eigenen Vater und Herrscher der Titanen, in den Krieg. Die jungen Götter gewannen diesen elf Jahre dauernden Krieg – vor allem zum Nachteil von Atlas, der an der Seite der Titanen in den Krieg gezogen war. Zeus bestrafte nämlich Atlas für seine Loyalität gegenüber dem Titanenkönig Kronos – doch im Gegensatz zu den meisten anderen Titanen wurde Atlas nicht verbannt.
Er sollte stattdessen die beschwerliche Aufgabe übernehmen, an Gaias (Erde) westlichem Rand zu stehen und dort Uranos, den Himmel, zu stützen. Nachdem er später Perseus fortschickte, statt ihm Aufnahme in seinem Palast zu gewähren, verwandelte ihn dieser mit Hilfe des Medusenkopfes in Stein (jeder, der in Medusas Augen blickte, wurde augenblicklich versteinert).
Als Atlasgebirge trägt der Titan seither das Himmelsgewölbe. Sein Schicksal, den Himmel mit Haupt und Armen stützen zu müssen, bewog unter anderem diverse Architekten dazu, Pfeiler und Säulen durch eine Männerstatue zu ersetzen und ihr das Gewicht des Gebäudes aufzubürden. Auch die erste Kartensammlung, quasi ein Abbild von Atlas’ Last (der Himmel wurde oft durch die Erde selbst ersetzt), ist nach ihm benannt.
Ausserdem findet sich der Name des starken, den Himmel tragenden Atlas auch in der Medizin oder besser in der Anatomie wieder: Gelehrte, die im 16. Jahrhundert die Anatomie des Menschen an Leichen studierten, benannten den ersten Halswirbel nach ihm.