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Gesundheit

Bewegen statt schlucken

Bei Schmerzen den Rücken schonen und sich gleich ins Bett legen? Nur das nicht. Lieber ein paar Schritte tun, es dürfen auch viele sein. Sich locker bewegen, ohne sich gleich zu überfordern. 80 Prozent der Erwachsenen leiden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an Rückenschmerzen. Meist verschwindet die Pein innert Wochen wieder. Wird der Schmerz aber chronisch, ist professionelle Hilfe angezeigt.

Welches sind die häufigsten Ursachen?

Rückenschmerzen gibt es, seit der Mensch aufrecht geht. Zudem sitzen wir oft stundenlang und bewegen uns zu wenig. Dies führt zur einer vermehrten Belastung der Bandscheiben. Im Laufe des Lebens flachen die Bandscheiben ab, die Abstände zwischen den Wirbelkörpern verkleinern sich, und die Haltebänder erschlaffen. Die Muskulatur muss den Stabilitätsverlust kompensieren und kann dabei ebenfalls überfordert werden, was zu schmerzhaften Verspannungen führt.

Bei rund 85 Prozent der Rückenschmerz-Patienten lässt sich darüber hinaus keine spezifische Ursache eruieren. Bei den verbleibenden 15 Prozent geht der Schmerz auf eine Veränderung an der Wirbelsäule oder eine Krankheit im Körper zurück. Häufig entstehen diese sogenannten spezifischen Rückenschmerzen, wenn irgendetwas die Nervenwurzeln reizt oder schädigt.

Wie weit spielen psychische Faktoren mit?

Mitunter sehr direkt. Der Körper erhöht unter Stress die Grundspannung; die Muskeln ziehen sich zusammen, verkrampfen und können auf Dauer verhärten – Schmerzen sind die Folge.

Dann beuge ich lieber vor – aber wie?

Je aktiver im Alltag, umso besser geht es dem Rücken. Mit Bewegung: Treppen steigen statt Lift fahren, aufs Velo sitzen statt ins Auto steigen oder zu Fuss gehen.

Also Sport als Rückenschmerz-Prävention. Welche Disziplinen sind empfohlen, bei welchen ist Vorsicht geboten?

Sehr geeignet sind etwa Nordic Walking, Schwimmen oder Velofahren. Vorsicht ist hingegen bei Aktivitäten mit einseitigen repetitiven Torsionsbewegungen geboten, zum Beispiel bei Tennis oder Golf. Das soll aber kein generelles Abraten sein. Wer trainiert ist und seinen Ehrgeiz der Kondition anpasst, handelt sich weder beim Tennis noch beim Golfen einen Rückenschaden ein.

Wenn der Rücken dennoch schmerzt: Wie verschafft sich der Kluge Linderung?

Mit dosierter körperlicher Aktivität und möglichst normalen Alltagsaktivitäten. Von Vorteil sind auch mehrere kurze Entspannungspausen im Arbeitsalltag.

Oder mit Schmerzmitteln?

Gegen die Schmerzen helfen den meisten Menschen Paracetamol oder nicht-steroidale Antirheumatika. Schmerzmittel sind am besten nur in Absprache mit dem Arzt zu nehmen, denn der vorschnelle Griff zur Tablette hat seine Tücken.

Werden die Beschwerden von einem inneren Organ ausgelöst (zum Beispiel wegen eines Aneurysmas oder einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse), so bedeutet die Schmerzempfindung auch eine Warnung, die man nicht ignorieren sollte. Und nochmals: Aktiv bleiben ist die bessere Medizin.

Welche «Hausmittelchen» gegen Rückenschmerzen sind empfohlen?

Eine Kälte- oder Wärmepackung, während 20 Minuten angewendet.

Was denn jetzt: Kälte oder Wärme?

Das variiert von Mensch zu Mensch, der eine spricht auf Wärme und der andere besser auf Kälte an. Also probiert man es am besten aus. Es gibt dazu keine hieb- und stichfesten Studien, aber es wirkt – was will man mehr?

Wann ist es angezeigt, professionelle Hilfe zu suchen?

Klare Warnzeichen sind Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen, Fieber, Schmerzausstrahlung in die Beine, sehr starke Schmerzen oder ein allgemeines Krankheitsgefühl. Ebenfalls angezeigt ist ein Arztbesuch, wenn die Beschwerden während vier Wochen nicht bessern oder wenn sie von einem Unfall herrühren.

Ab wann gelten Rückenschmerzen als chronisch?

Wenn sie nach sechs bis acht Wochen noch nicht abgeklungen sind.

Gibt es auch Dinge, die der nicht Schmerzgeplagte dem Rücken zuliebe unbedingt vermeiden sollte?

Bettruhe über mehrere Tage. Bei Untätigkeit schwindet die Muskulatur, und die Stabilität leidet. Der Teufelskreis ist vorgezeichnet: Bewegungsmangel fördert den Muskelabbau. Verspannung und Schmerzen nehmen zu, und körperliche Aktivitäten werden erst recht vermieden.

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