Brustkrebs: Was ist jetzt wichtig?
Franziska S. entdeckt die Verhärtung an der linken Brust beim Duschen. Sie ahnt gleich, dass es sich um Brustkrebs handeln könnte. Ohne lange zu warten, ruft die 38-Jährige deshalb ihre Frauenärztin an, um einen Termin für genauere Abklärungen zu vereinbaren. Vier Tage später ist die Gewebeveränderung im Ultraschall und in der Mammographie zu erkennen.
Sie wird für eine Biopsie ans KSW überwiesen, wo sich der Verdacht bestätigt. Frau S. reagiert gefasst. Zuversicht gibt ihr, dass der Krebs früh entdeckt wurde und noch im Anfangsstadium ist. Andere Frauen kann die einschneidende Diagnose aus der Bahn werfen, weiss Dr. med. Andreas Müller, Leiter des Brustzentrums und Chefarzt Medizinische Onkologie. «Patientinnen, die aufgrund des Befundes unter grosser Belastung stehen, werden deshalb psychologisch von spezialisierten Fachpersonen unterstützt.»
Jährlich erkranken in der Schweiz 6200 Frauen neu an Brustkrebs.
Individueller Therapieplan
Am Tumorboard wird ein auf Franziska S. zugeschnittener Therapieplan entwickelt. Dort sind sämtliche Fachleute aus Diagnostik, Therapie und Nachsorge anwesend. Sie stellen sicher, dass alle Patientinnen nach den neusten wissenschaftlichen Standards behandelt werden. Bei Frau S. zeigt sich, dass die Brust erhalten werden kann und muss. Auf eine vorgängige Chemotherapie kann verzichtet werden. Eine solche wird bei grossen Tumoren durchgeführt, damit diese vor der Operation schrumpfen.
Der Fall von Franziska S. macht die Vorteile von Vorsorgeuntersuchungen deutlich. «Die Behandlung ist schonender und die Prognose besser », sagt Dr. Müller. «Dank Brustkrebsprävention können Leben gerettet werden», ist er überzeugt.
«Dank Brustkrebsprävention können Leben gerettet werden.»
Zur Vorsorgeuntersuchung gehört nebst dem Abtasten der Brust auch eine Mammographie. Frauen ab 50 wird empfohlen, diese Röntgenuntersuchung alle zwei Jahre durchzuführen. «Am meisten Erfolg bringt die Kombination beider Massnahmen», sagt Dr. Müller, «denn die Mammographie zeigt auch kleine Veränderungen, die beim Abtasten nicht zu erkennen sind.»
Expertise in der Plastischen Chirurgie
Zwei Drittel der Brustkrebspatientinnen können brusterhaltend operiert werden. Bei einem Drittel ist die vollständige Entfernung der Brustdrüse erforderlich. Häufig erfolgt dann ein Wiederaufbau der Brust, wofür Eigengewebe oder Silikonimplantate verwendet werden können. Am KSW ist ein Team von spezialisierten plastischen Chirurgen im Einsatz, das über Jahre hinweg die nötige Expertise aufgebaut hat.
Über 200 Patientinnen pro Jahr werden am KSW wegen Brustkrebs behandelt.
Auf eine brusterhaltende Operation folgt in der Regel eine Bestrahlung, um das Rückfallrisiko zu reduzieren. Bei Franziska S. dauert sie drei Wochen mit täglichen kurzen Behandlungen. Ganz abgeschlossen ist die Therapie danach noch nicht. Wie die meisten Patientinnen erhält auch Franziska S. eine medikamentöse Nachbehandlung. Damit wird das Risiko reduziert, dass Metastasen (sogenannte Ableger) auftreten. Während dreier Monate macht sie eine Chemotherapie. Je nach Stadium und Eigenschaften des Tumors werden in der Nachbehandlung auch Antikörpertherapien angewendet und bei der Mehrzahl der Patientinnen zudem eine fünf bis zehn Jahre dauernde Antihormontherapie.
An diese Behandlungen schliesst die Nachsorge an. Dabei wird Franziska S. von ihrer Frauenärztin sorgfältig überwacht. So kann frühzeitig reagiert werden, falls der Tumor zurückkehren oder an anderer Stelle ein neuer auftreten sollte.
Oktober ist Brustkrebsmonat
Gemeinsam gegen Brustkrebs
Eine von acht Frauen ist im Laufe ihres Lebens von Brustkrebs betroffen. Damit ist Brustkrebs bei Frauen die häufigste Form von Krebs. Umso wichtiger ist die Vorsorge!
Oktober-Aktion im Schwimmbad Geiselweid
Als Spital möchten wir aufklären, zur Selbstfürsorge motivieren. Mit einer Aktion im Schwimmbad Geiselweid sensibilisiert das KSW Frauen aus der Region Winterthur bezüglich der Symptome bei Brustkrebs und verteilt praktische Hänger für die Dusche. Gehen Sie im Oktober vorbei im Schwimmbad Geiselweid und holen Sie sich ein Exemplar: Es hät, solang’s hät.
Brustkrebs früh erkennen
Interview mit Dr. med. Andreas Müller, Leiter Brustzentrum und Chefarzt Medizinische Onkologie
Warum ist es wichtig, dass Frauen ihre Brust regelmässig kontrollieren?
Weil in der Schweiz Brustkrebs bei Frauen recht häufig ist: Jede achte Frau wird im Lauf ihres Lebens daran erkranken. Wenn Brustkrebs auftritt, soll er möglichst früh erkannt werden. Dann kann er schonender behandelt werden. Auch ist die Prognose besser.
In Mammographien werden auch gutartige Veränderungen erkannt, was Angst auslösen kann. Warum ist die Röntgenuntersuchung dennoch sinnvoll?
Weil regelmässige Vorsorge-Mammographien Leben retten können. Leider ist diese Methode nicht problemlos, weil auf den Bildern nur schwer zwischen gut- und bösartigen Veränderungen unterschieden werden kann. Damit diese Unterscheidung vorgenommen werden kann, braucht es bei zwanzig von hundert untersuchten Frauen weitere Abklärungen, sei es eine Magnetresonanztomographie oder gelegentlich zusätzlich eine Gewebeentnahme.
Wie gut sind Untersuchungen zur Brustkrebsvorsorge in der Schweiz etabliert?
Dass Frauen ihre Brüste selbst abtasten, ist gut etabliert. Was Mammographien angeht, gibt es leider grosse Unterschiede. Gewisse Kantone haben ein Vorsorgeprogramm aufgebaut und finanzieren es. Andere Kantone haben kein solches Programm, zum Beispiel der Kanton Zürich.