Darm-Alarm
Sie kümmern sich um Probleme rund um den Verdauungstrakt – also um alles, was Mund, After und alles dazwischen betrifft: die Fachpersonen der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie. Ihr Gebiet umfasst die Speiseröhre, den Magen, den Darm, die Leber, die Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse sowie diverse Verdauungssäfte. Neben klassischen Problemen wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Blut im Stuhl sind die Fachpersonen besonders der Vorsorge zugetan: denn viele Darmerkrankungen können dank Früherkennung gut behandelt werden.
Gastroenterologie und Hepatologie – vier grosse Behandlungsbereiche:
- die Leber (Hepatologie)
- chronische Darmentzündungen (von Mund bis After)
- Endoskopie (Abklärung und Therapie mittels Spiegelung)
- Funktionsdiagnostik (Abklärung von Funktionsstörungen)
Nur Bauchweh?
Hat man nach einem deftigen Essen oder zu viel Süsskram mal Bauchweh, so bedeutet das noch nichts Schlimmes – genau wie wir ist auch unser Verdauungstrakt manchmal aufgeregt, vor allem wenn er besonders strapaziert wird. Hat man aber öfter Bauchschmerzen oder Durchfall, kann das auf eine Störung im Darm hinweisen: Ausser auf eine Intoleranz oder Unverträglichkeit (Laktose, Gluten) könnte der Darm auf eine chronisch entzündliche Erkrankung aufmerksam machen. Faktoren, die eine solche Darmerkrankung begünstigen können, sind die genetische Veranlagung und die familiäre Vorgeschichte, verschiedene Umweltfaktoren und auch das Mikrobiom, also die Bakterien im Darm. Hat man häufig Bauchbeschwerden, sollte man eine Magen- oder eine Darmspiegelung vornehmen lassen – denn durch ständige Bauchschmerzen oder Probleme mit dem Verdauungstrakt wird nicht nur die Lebensqualität eingeschränkt. Eine unerkannte oder unbehandelte chronische Darmentzündung oder auch die relativ häufige Glutenunverträglichkeit birgt Risiken für Folgeerkrankungen wie Darmvernarbungen, Darmverengungen, Mangelzustände und langfristig auch Darm- und Lymphdrüsenkrebs.
Polypen und die Vorsorge
Spricht man vom Thema Darm, so spielt neben der chronisch entzündlichen Darmerkrankung auch Darmkrebs immer wieder eine wichtige Rolle – denn fünf Prozent der Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs. Auch hier ist eine gewissenhafte Vorsorge sinnvoll: Gibt es keine anderen Risikofaktoren, so ist eine regelmässige Vorsorgeuntersuchung ab dem 50. Lebensjahr zu empfehlen. Darmkrebs kann nämlich in vielen Fällen verhindert werden, indem im Darmtrakt sogenannte Polypen (kleine Schleimhautstrukturen) gesucht und entfernt werden – denn aus ihnen entsteht häufig Darmkrebs. So kann das Krebsrisiko im Dickdarm stark verringert oder sogar fast ausgeschlossen werden.
«Zwischen dem 50. und dem 70. Lebensjahr wird die Vorsorgeuntersuchung auf Darmkrebs von der Krankenkasse übernommen.»
Der Mythos der Spiegelungen
Oh je, eine Magen- oder Darmspiegelung. Vielen Menschen kommt dabei gleich ein unangenehmer Eingriff in den Sinn – doch dank fortschrittlicher Technik und sanfter Behandlungsmethoden können die Spiegelungen (mit Zugang über den Mund oder über den After) heute sehr schonend durchgeführt werden. Dabei wird der Patientin oder dem Patienten vorgängig ein abführendes Mittel gegeben, um den Verdauungstrakt zu reinigen. Die meisten dieser Mittel sind mittlerweile nicht mehr bitter und ungeniessbar, einige sind sogar geradezu schmackhaft. Anschliessend kann die Patientin oder der Patient selbst entscheiden, ob sie oder er während des Eingriffs wach sein möchte – im Normalfall verabreicht man ein kurz wirksames Medikament, das die Betroffenen während der Spiegelung schlafen lässt.
Danach geht’s schnell: Innerhalb von einer guten halben Stunde wird die Untersuchung und allenfalls der Eingriff (je nach Polypenfund) durchgeführt, die Patientin oder der Patient verspürt dabei keinerlei Schmerz. Ausserdem erfolgt der Zugang über eine der natürlichen Körperöffnungen. So bleiben keine Einschnitte oder Narben zurück. «Viele Patientinnen und Patienten sind nach dem Eingriff erstaunt, wie wenig er der unangenehmen Vorstellung entsprach, die man sich von ihm gemacht hatte. Die Spiegelungen können heute wirklich sanft und auf angenehme Art durchgeführt werden», sagt Dr. med. Ueli Peter, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie.
«Bauchweh, ständige Blähungen oder immer wieder Durchfall? Häufen sich die Symptome oder treten sie regelmässig auf, ist eine Untersuchung empfehlenswert.»
Abwarten und Tee trinken
Interview mit Dr. med. Ueli Peter, Chefarzt Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
Herr Peter, Sie sind Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie. Was fasziniert Sie am Verdauungstrakt?
Es ist ein sehr spannendes Spezialgebiet: Wir betrachten den ganzen Menschen und können trotzdem ganz spezifische und auch hochkomplexe Probleme lösen. Dabei vereinen wir Medizin in gewisser Weise mit der Chirurgie – die endoskopischen Eingriffe kommen dem Fachgebiet Chirurgie sehr nahe. Ausserdem arbeiten wir interdisziplinär: Es gibt viele Schnittstellen, unter anderem zu Chirurgie, Medizin, Radiologie, Pathologie und Gynäkologie. Oft geht es zudem um intime und heikle Themen und Eingriffe, die viel Empathie und Einfühlungsvermögen verlangen – vom Empfang über die Pflege bis hin zum Personal des Aufwachraums arbeiten alle intensiv daran, die Patientinnen und Patienten bestmöglich zu begleiten. Wenn wir ihnen am Ende die Angst nehmen konnten und den Betroffenen geholfen ist, gibt einem das sehr viel zurück.
Was empfehlen Sie bei Bauchschmerzen?
Grundsätzlich sind Bauchschmerzen nichts Schlimmes: Wir alle kennen das Grummeln im Bauch, wenn wir etwas Neues und Unbekanntes essen, typischerweise im Ausland, oder auch wenn uns unangenehme Aufgaben bevorstehen. Ein bisschen Bauchweh oder auch einmal Durchfall ist nicht weiter tragisch. Da heisst es ganz klassisch: abwarten und Tee trinken – wortwörtlich. Treten die Beschwerden jedoch regelmässig auf, sollten die Alarmglocken läuten, speziell bei Symptomen wie Blut im Stuhl, Gewichtsverlust oder Erbrechen. Ist man familiär vorbelastet (entzündliche Darmerkrankungen, Darmkrebs), sollte man auf solche Symptome speziell achten. Dann steht eine Abklärung mit der hausärztlichen Fachperson an, die einen je nach Befund an
einen Spezialisten überweist.