Diagnose Krebs – was nun?
Die Diagnose Krebs bringt Betroffene und ihre Angehörigen in eine ausserordentliche Situation, die das gesamte Leben verändert. Schnell kommen Fragen auf: Werde ich wieder gesund? Was ist mit meiner Arbeit? Muss ich für längere Zeit ins Spital? Wie können Angehörige helfen? Mit diesen Fragen lassen wir niemanden allein.
«Mit der Zertifizierung des Tumorzentrums haben alle unsere Patientinnen und Patienten Gewähr, dass sie nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt werden.» Prof. Dr. med. Miklos Pless, Leiter Tumorzentrum Winterthur
Im Tumorzentrum am Kantonsspital Winterthur begleiten wir jährlich rund 850 Patientinnen und Patienten mit der Neudiagnose Krebs. Dabei stehen wir den Betroffenen von der Diagnose über die Therapie bis zur Nachsorge sowohl mit medizinischem wie auch mit persönlichem Rat zur Seite. Ihre Ängste werden ernst genommen, ihre Wünsche und Anliegen berücksichtigt. Dank umfassendem Angebot und individuellem Therapieplan können wir auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen und sie gezielt unterstützen.
Die richtige Einschätzung
Um für Patientinnen und Patienten, bei denen ein Tumor festgestellt wurde, den bestmöglichen Therapieplan zu erstellen, muss die Diagnose spezifiziert werden. Dazu werden Gewebeproben entnommen und untersucht, um festzustellen, um was für einen Tumor (gutartig, bösartig) es sich handelt. Mittels bildgebender Verfahren (z.B. Ultraschall oder Computertomographie) wird die Ausbreitung des Tumors untersucht. Zudem wird die Patientin oder der Patient ganzheitlich betrachtet – eventuell müssen bei der Therapie Begleiterkrankungen oder individuelle Merkmale berücksichtigt werden.
Eine individuelle Lösung
Am sogenannten Tumorboard werden die Ergebnisse der Untersuchung mit allen involvierten Fachspezialistinnen und Fachspezialisten betrachtet und ausgewertet. Gemeinsam wird ein individueller Therapieplan für die Patientin oder den Patienten entwickelt. Das Therapieziel ist abhängig davon, wie weit die Krebserkrankung bereits fortgeschritten ist – in den meisten Fällen jedoch wird die definitive Heilung angestrebt, die durch eine kurative Therapie erreicht werden soll. Häufig ist dafür eine Kombination von Operation, medikamentöser Therapie und Strahlentherapie notwendig. Etwaige Nebenwirkungen
werden so gut wie möglich reduziert. Durch die umfassende Einschätzung der Betroffenen kann für jede Patientin und jeden Patienten eine ganzheitliche, massgeschneiderte und spezifische Therapie gefunden werden.
Kompetente medizinische Versorgung und menschliche Unterstützung
Interview mit Prof. Dr. med. Miklos Pless, Leiter Tumorzentrum Winterthur, Chefarzt und Klinikleiter, Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Warum braucht es ein Tumorzentrum?
Früher war der Weg linear. Da schickte der Hausarzt den Patienten zum Spezialisten, beispielsweise zum Chirurgen. Dieser bemerkte vielleicht, dass eine Bestrahlungstherapie nötig ist, und vor der Bestrahlung wurde der Patient dann noch an den Onkologen überwiesen. Dieser Prozess wird der Komplexität von Krebs aber nicht gerecht. Am Tumorboard kommen die verschiedenen Experten zusammen und suchen für jeden Patienten und jede Patientin die bestmögliche Behandlung, auf die sie auch Anspruch haben. Das ist aber gar nicht immer so einfach, und es kann durchaus zu Diskussionen kommen.
Was ist die Rolle der Patienten in diesem Prozess?
Die Patienten sind in einer äusserst schwierigen Situation, denn oft geht es wortwörtlich um ihr Leben. Sie sind die Kapitäne, die im Sturm den Kurs des Schiffs
bestimmen müssen. Wir unterstützen sie dabei als Steuermänner und -frauen, so gut es geht. Mit dem zentralen Ansatz des Tumorboards können wir ihnen die Informationen und Optionen geben, die sie brauchen, um die schwierigen Entscheidungen für ihre Zukunft selbständig treffen zu können. Wir nehmen uns die dafür notwendige Zeit, aber manchmal braucht es auch mehr als nur medizinischen Rat. Neben der Psychoonkologie und der Palliative Care fördern wir deshalb im Tumorzentrum auch die Zusammenarbeit mit der Seelsorge und der Krebsliga, die bei uns im Turmhaus unter anderem Selbsthilfegruppen anbietet.