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Die Krebstherapie nimmt's ab jetzt persönlich

Die Krebstherapie nimmt’s ab jetzt persönlich

Schon bisher haben wir eine Krebstherapie so gut wie möglich darauf abgestimmt, was für eine Patientin oder einen Patienten das Beste ist. Dank der Molekularpathologie sind wir einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Wir können nun einen Tumor auf der Ebene der Gene analysieren. Damit lassen sich Therapien noch präziser auf die jeweilige Erkrankung abstimmen.

Dank der Molekularpathologie haben wir in den letzten Jahren einen Quantensprung in der Analyse von Tumoren gemacht. Statt das blosse Auge oder starke Mikroskope wie bisher, werden dazu biochemische Prozesse eingesetzt. Unser Blick geht dadurch tiefer in unsere Zellen bis auf die Ebene der Gene. Dort kann die Molekularpathologie Fehler in der DNA erkennen, die dazu führen, dass sich der Krebs unkontrolliert im Körper ausbreitet. Für manche solcher Mutationen existieren bereits Medikamente, die genau dort ansetzen und das Tumorwachstum gezielt bremsen.

Mehr als 140 Gene auf einen Streich

Nachdem wir die Molekularpathologie 2022 am KSW etabliert haben, sind wir vergangenen Juni noch einen entscheidenden Schritt weitergegangen. «Dank dem sogenannten Next Generation Sequencing (NGS) können wir nun mehr als 140 Gene gleichzeitig beurteilen», erklärt PD Dr. phil. Michel Bihl, der als wissenschaftlicher Leiter am Institut für Pathologie für die Molekularpathologie verantwortlich ist. «Bei jeder Analyse generieren wir mehrere Millionen Gensequenzen eines Tumors und werten sie aus. Das ist hoch komplex.» Die Molekularpathologie wird allerdings nicht bei jedem Tumor eingesetzt. «Wir analysieren insbesondere Tumoren von Patientinnen und Patienten, die bereits Metastasen entwickelt oder auf bisherige Therapien nicht genügend angesprochen haben.»

Molekulares Tumorboard

Da in manchen Tumoren gleichzeitig verschiedene Veränderungen vor sich gehen, ist die Wahl der besten Therapie auch mit der präzisesten Sequenzierung noch sehr anspruchsvoll. Deshalb arbeitet das Institut für Pathologie in einem sogenannten molekularen Tumorboard eng mit der Medizinischen Onkologie des KSW zusammen.

Kürzer, genauer und effizienter

In der Krebstherapie wird die personalisierte Medizin immer wichtiger; sie hat für Patientinnen und Patienten überzeugende Vorteile:

  • Die Therapie ist massgeschneidert auf ihre Erkrankung abgestimmt.
  • Ein Tumor kann dank hochspezifischen Medikamenten präzise bekämpft und unter Kontrolle gebracht werden.
  • Die Therapie ist äusserst wirksam und weniger belastend.

Kein Krimi, aber genauso spannend

Die Pathologie – nein, gemeint ist nicht die Gerichtsmedizin in einem Krimi – untersucht Gewebeproben auf krankhafte Veränderungen. Pathologen sind hochspezialisierte Ärzte und Ärztinnen, die z. B. bei Tumoren mit Hilfe des Mikroskops entscheiden, ob sie gutartig oder bösartig sind. Auf diese Weise bestimmen sie die exakte Diagnose, auf der die weitere Behandlung der Patientinnen und Patienten aufbaut. Der jüngste Zweig der Pathologie heisst Molekularpathologie und tut an sich das Gleiche – allerdings auf einer tieferen Ebene. Bei der sogenannten Sequenzierung forscht sie mit Hilfe von biochemischen Prozessen nach tumorspezifischen Veränderungen. Das können Fehler im Gencode (Mutationen) sein, zusätzliche Kopien oder der Verlust von Genen sowie die Fusion von Chromosomen, die nicht zusammengehören. Im vergangenen Jahr hat das KSW weit mehr als 600 solche Proben analysiert.

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Pathologie

Das Institut für Pathologie nimmt die morphologische Diagnostik von Tumoren an Gewebeproben oder Einzelzellen vor.
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