Ein wichtiger Pfeiler in der Berufsbildung
Montagmorgen im Stationszimmer im 4. Stock: Pflegefachfrau Vanessa und die Auszubildenden Nina und Daria besprechen die Situation der Patientinnen und Patienten, die sie in der heutigen Frühschicht gemeinsam betreuen. Nina, im dritten Jahr ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau HF, übernimmt bei der Besprechung den Lead. Die drei bilden an diesem Tag eine Lern- und Arbeitsgemeinschaft (LAG).
Mehr Aufgaben und eine komplexere Arbeitsplanung haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass die Auszubildenden von oft wechselnden Bezugspersonen begleitet wurden. Um die Kontinuität und Betreuungsqualität für die Auszubildenden zu verbessern, wurde 2014 ein Projekt gestartet mit dem Ziel, die praktische Ausbildung auf Ebene der Pflegeabteilungen zu verbessern. LAG auf den Pflegeabteilungen gab es bereits beim Universitätsspital Zürich. Das KSW hat die Idee übernommen und an die eigenen Rahmenbedingungen angepasst.
Mit Einführung der LAG wurde neu die Rolle der Bezugspersonen LAG geschaffen, welche die Auszubildenden auf der Pflegeabteilung eng begleiten. Sie verfügen über den 5-tägigen Berufsbildnerkurs, sind aber im Gegensatz zu den Berufsbildnern organisatorisch den Pflegeabteilungen unterstellt. Ziel ist es, dass jede und jeder Auszubildende zwei ganztägige LAG pro Monat hat.
An diesen Tagen betreut ein Team bestehend aus einer Bezugsperson LAG und zwei Auszubildenden eine Gruppe von Patientinnen und Patienten. Die Auszubildenden werden gemäss ihren Kompetenzen und Ausbildungszielen eingesetzt. In regelmässigen Zwischengesprächen während der Schicht kommt die Gruppe zusammen, um sich ergebende praktische Lernsituationen zu erkennen, zu planen und zu reflektieren.
Reflexion und Theoriebearbeitung
Ein wichtiger Bestandteil der LAG ist die einstündige Reflexion und Theoriebearbeitung: Dann haben die Auszubildenden Zeit, gemeinsam die praktische Arbeit des Tages zu reflektieren, Wissen zu vertiefen und Wissenslücken zu schliessen. So kann das in der Praxis Gelernte optimal verankert werden. Die LAG ermöglichen es den Auszubildenden, von- und miteinander zu lernen, was als sehr positiv bewertet wird. Was von den Auszubildenden bemängelt wird, ist, dass bei hoher Arbeitsbelastung die Reflexion und Theoriebearbeitung gekürzt wird oder die LAG ganz ausfallen.
Das Konzept der LAG wurde zunächst in einzelnen Abteilungen getestet, danach fand rasch ein Roll-out in allen Pflegeabteilungen statt. Inzwischen, also fast sechs Jahre später, sind die LAG in der Pflegeausbildung am KSW fest etabliert. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Berufsbildung, den Pflegeabteilungen sowie dem Pflegekader hat wesentlich zum Erfolg der LAG beigetragen.
Ein Lernen von- und miteinander
Montag, 15.15 Uhr im Stationszimmer: Vanessa, Nina und Daria lassen den Tag Revue passieren. Es gab viel zu tun während der Schicht: Die eingeschränkte körperliche und geistige Fitness der älteren Patientinnen und Patienten machten die Pflege anspruchsvoll und zeitintensiv. Darias Tagesziel war, an diesem Tag besonders auf die Hygiene zu achten. Sie schildert den Kolleginnen ihre Selbsteinschätzung und bekommt Feedback zu ihrer Arbeitsweise. Auch Vanessa, die Bezugsperson LAG, bekommt von den beiden Auszubildenden Rückmeldungen über Situationen, in denen sie mehr Unterstützung gebraucht hätten oder auch froh waren um die erhaltene Eigenverantwortung. Die Schreiberin stellt fest, dass gute Ausbildung vieles umfasst: Verantwortung abzugeben und zu übernehmen, Aufgaben zu delegieren, Feedback zu geben und zu erhalten; kurz, ein Lernen von- und miteinander.
Teamarbeit wird am KSW grossgeschrieben. Aber auch die praktische Ausbildung ist bei der Pflege sehr wichtig. Die LAG sind ein gutes Beispiel dafür, wie beides Hand in Hand gelingt.