Erfahrungsbericht aus dem laotischen Spital
Im Rahmen der Spitalpartnerschaft haben im Jahr 2018 KSW-Mitarbeitende in Laos Arbeitseinsätze im Umfang von mehr als 70 Arbeitswochen geleistet. Auch im November des vergangenen Jahres ist ein sechsköpfiges Team nach Phonsavan in Laos gereist, um dort einen zweiwöchigen Arbeitseinsatz zu leisten. Das Team setzte sich zusammen aus aktuellen und ehemaligen KSW-Mitarbeitenden aus den Fachbereichen Neonatologie (Dr. med. Lukas Hegi und Martina Keller), Pflege (Sabine Kropf und Leandra Senn) und Anästhesie (Dr. med. Christine Zehntner und Thomas Rieder).
Sanfter Einstieg in eine spannende Zeit
Unsere Gruppe flog via Bangkok nach Vientiane, um von dort die Tagesreise mit einem Minibus über die kurvenreiche Strecke nach Phonsavan zurückzulegen. Wir hatten uns gezielt für diese langsame Anreise entschieden, damit den Laos-Novizen der kulturelle und klimatische Einstieg etwas leichter fällt.
Nach der Ankunft am Sonntagabend machten wir es uns im Hotel Anoulak Khen Lao gemütlich und erkundeten die Umgebung. Das erste echt laotische Nachtessen wurde anschliessend im Restaurant Simmaly verzehrt. Alle warteten gespannt, was da wohl serviert würde. Lukas traute der Sache noch nicht so ganz und schloss sich todesmutig der Mehrheit an (auch wenn er lieber eine Portion Ravioli aus der Büchse bestellt hätte). Nach dem Chicken Fried Rice und dem Ginger Chicken and Sticky Rice wurde mit dem landestypischen Bier Beerlao auf die bevorstehende spannende Zeit angestossen.
Am Montagmorgen wurden wir vom Spitalbus im Hotel abgeholt. Nach einem kurzen Meet and Greet mit Dr. Komua, dem Spitaldirektor des Xieng Khouang Province Hospital, konnte die Arbeit in den verschiedenen Bereichen beginnen. An den darauffolgenden Arbeitstagen pendelten wir dann nicht mehr mit dem Bus, sondern mit den Swiss-Bikes zwischen Spital und Hotel hin und her. Neben der spannenden und interessanten Arbeit durften wir in unserer Freizeit auch die Umgebung von Phonsavan erkunden.
Weiterentwicklung im «System Laos»
Unser Team wurde von den laotischen Partnern äusserst freundlich empfangen und in ihre tägliche Arbeit einbezogen. Der Austausch ist für beide Seiten eine sehr wertvolle und bereichernde Erfahrung. Wir durften miterleben, wie auch mit einfachen Mitteln Patienten versorgt werden. Die Patienten und ihre Angehörigen sind dem Personal gegenüber äusserst dankbar und helfen bei der Versorgung tatkräftig mit. Verpflegung und Grundpflege sind in Laos Aufgabe der Familienangehörigen.
Für KSW-Mitarbeitende, die schon mehrmals in Phonsavan gewesen sind, ist es bei jedem Einsatz schön zu sehen, wie sich die einzelnen Abteilungen von Besuch zu Besuch weiterentwickeln. Wir mussten lernen, dass wir nicht die KSW-Medizin nach Laos bringen dürfen, sondern dass wir zuerst das «System Laos» kennenlernen müssen, um dann gemeinsam mit den lokalen Mitarbeitenden die Prozesse so anzupassen, dass sie für Phonsavan Sinn ergeben. Vor allem neue Einsatzkräfte in Laos müssen jeweils zuerst lernen, dass die ersten Tage nur aus Zuschauen und Beobachten bestehen.
Selbst aktiv werden
Interessierte Personen, die einen freiwilligen Einsatz in Phonsavan leisten möchten oder mehr über das Projekt erfahren wollen, dürfen sich gerne bei Dr. med. Antonio Leone, Neonatologie (ärztliche Mitarbeiter/-innen), oder Thomas Rieder, Anästhesie (pflegerische und alle anderen Mitarbeiter/-innen) melden.
Rückblick Laos-Basar
Im November 2018 fand in der Eingangshalle des KSW der Laos-Basar statt, an dem verschiedene original laotische Produkte angeboten wurden. Zum wiederholten Mal waren die farbenfrohen Schals aus Seide die Hauptattraktion – sie wurden neben bunten Stofftieren, Kaffee, Tee, Seifen und kleinen Täschchen am besten verkauft. Zur Präsentation der Artikel wurden neben drei Tischen auch vier Infusionsständer und zwei Wäschewagen verwendet. Rund um den Basar haben 24 Personen gut 15 Stunden freiwillig gearbeitet.
Das erwirtschaftete Geld wird in Laos hauptsächlich zur Unterstützung von Mitarbeitenden des Partnerspitals in Phonsavan eingesetzt.
Auszug aus unserem Arbeitsrapport
Mittwoch
- Meeting mit Mrs. Viengmone: kurze Besprechung bezüglich weiterem Vorgehen im Store Room.
- IPS-Visite mit Dr. Beevang und Dr. Kongseng: Neuzugänge und Verläufe besprechen.
- OP: OSME bei Kind in Ketalar-Dormicum-Narkose; junger Mann zum Inguinalhernienrepair:
Dr. Beevang wünscht eine Larynxmaske einzulegen unter Supervision, diskutiert die Anästhesieführung gut differenziert, auch mit seinen Überlegungen zur Beatmung. Ein- und Ausleitung müssen später noch detaillierter besprochen werden, er instruiert seine erfahrenen Assistenten auch in dieser Technik, fühlt sich aber noch nicht sattelfest.
- Storage Room: Am Nachmittag haben wir zu viert mit Mrs. Viengmone und weiteren Helferinnen das gesamte Wäschesortiment ausgepackt und im neuen Store Room eingeräumt – eine schweisstreibende Arbeit. Im ausgeräumten Store hat uns eine fette Ratte begrüsst.
Donnerstag
- Nach dem gestrigen Starkregen ist leider Wasser in den Neo-Store-Room eingedrungen.
- Wir haben in einer Kiste die sechs Fresenius-Perfusorpumpen gefunden!
- Lukas nimmt an der Chefvisite auf der Neo mit Dr. Khamla teil.
- Drei Arguspumpen sind jetzt auf der Neo abgegeben, zwei alte Perfusoren werden entsorgt.
- Teaching zum Gebrauch der Perfusoren und diverser weiterer Geräte.
- Es wurden zwei Ambu-Beutel gewechselt und drei verschiedene neue Masken abgegeben.
- Kongseng ist mit unserem Entwurf für die morgige Fortbildung zur Flüssigkeitstherapie einverstanden, wünscht noch Infos zur Unterscheidung zwischen Kristalloiden und Kolloiden.
- Bounxay lädt uns zum Business-Lunch in der Stadt ein.
- In der Notfallstation haben wir die alten Ambu-Beutel für Erwachsene und Kinder gegen neue ausgetauscht.
- Notfallstation: Am Schiller-EKG-Gerät war der Kabelstecker defekt, mit einem neuen Kabel und einer Refresher-Lektion zum Gebrauch ist Mrs. Khonsavan nun ausgesprochen happy.
- Ein «Bombenfischer» mit Handverletzungen bds. liegt auf der chirurgischen Abteilung. Sabine und Leandra sind beim VW dabei und installieren einen Handsack zum Hochlagern, da die rechte Hand stark angeschwollen ist, der Dig I wurde amputiert, Dig II scheint ab PIP nekrotisch zu demarkieren.
- Am Nachmittag machen Leandra und Sabine Visite auf der med. Abteilung: Meet and Greet mit Dr. Tongsai. Themen wie Ernährung, Dysphagie, Mobilisation/Lagerung werden besprochen; Diabetes-Patient: Insulintherapie, Rehydrierung empfohlen.
- Martina bereitet die Präsi für die morgige Neo-Schulung vor und ergänzt die Liste der Mitarbeiter der Neo.
Freitag
- Am Morgen bringen wir drei der KSW-Fresenius-Perfusoren auf die IPS und instruieren das Personal zu deren Gebrauch. Der primäre Eindruck ist gut, sie scheinen die Pumpen recht intuitiv bedienen zu können. Dr. Kongseng ist «very happy» und möchte mind. Fünf solche Pumpen.
- Wir warten ab, wann und wie sie die Pumpen in Gebrauch nehmen, aktuell sind keine Patienten auf der IPS. Enttäuschend ist allerdings, dass die bereits vorhandenen Infusomaten und Perfusoren nicht am Strom eingesteckt gelagert werden und somit die Akkus nicht mittels der installierten Zeitschaltuhr regelmässig geladen werden.
- Der Stroke-Patient wird zusammen mit Leandra und Sabine fachgerecht mobilisiert.
- Heute ist grosser Fortbildungstag: Delegationen von fünf Provinz- und Distriktspitälern hospitieren hier für zwei Tage. Am Nachmittag halten wir unsere Lectures zu den Themen Neugeborenenversorgung, Dos & Dont’s, Notfallsituationen-ABC und Flüssigkeitstherapie vor einem Publikum von ca. 30 Personen. Die Ärzte und Schwestern scheinen interessiert und stellen gute Fragen. Martina und Lukas geben den Teams laminierte Anleitungen und Perzentilenkurven ab.