Hirnschlag: Jede Sekunde zählt
Der Rettungsdienst hat die Ankunft einer Patientin mit Verdacht auf Hirnschlag angekündigt. Bereits ist die Sirene des Rettungswagens hörbar. Das Team der zertifizierten Stroke Unit am KSW steht bereit, empfängt die Patientin und leitet unverzüglich die lebensnotwendigen Massnahmen ein. Die Fachleute wissen: Nach einem Schlaganfall entscheiden Minuten über das Ausmass der Zellschäden im Gehirn.
Bei Verdacht 144 wählen
Ein interdisziplinäres Team – darunter ein Neurologe – untersucht die Patientin. Die Befragung zur Krankengeschichte, die klinische Untersuchung und der Ausschluss anderer möglicher Ursachen durch die Computertomographie des Kopfes bestätigen die befürchtete Diagnose: Die Patientin hat einen Hirnschlag erlitten. Glücklicherweise hat die Tochter der Betroffenen die Anzeichen richtig gedeutet (siehe FASTSchema) und sofort die 144 gewählt.
Hauptursache von Langzeitbehinderungen
In der Schweiz erleiden jährlich rund 16’000 Menschen einen Hirnschlag, auch Schlaganfall genannt. Der Hirnschlag ist die dritthäufigste Todesursache und die Hauptursache für Langzeitbehinderungen bei Erwachsenen. Rund 15 % der Schlaganfälle entstehen durch Hirnblutungen und etwa 85 % durch Hirninfarkte. In beiden Fällen wird die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen, was lebensbedrohlich sein kann. Nur eine schnelle Versorgung in einer hochspezialisierten Einrichtung kann bleibende Schäden verhindern.
Bewusstsein schaffen kann Leben retten
Die Stroke Unit am KSW gehört zu den wenigen zertifizierten Einrichtungen, die in Zusammenarbeit mit Hirnschlagzentren in der Schweiz eine umfassende Schlaganfallbehandlung anbieten. «Bei einem Hirnschlag zählt jede Sekunde»: Mit diesem Slogan sensibilisiert das Ärzteteam des KSW die Bevölkerung. Den Schlaganfall-Spezialistinnen und -Spezialisten ist es wichtig, auf den Zeitfaktor aufmerksam zu machen: «Nur wenn Betroffene schnell professionelle Hilfe bekommen, können Areale des Gehirns gerettet werden. » Denn die entscheidenden Therapien wirken nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters.
In der Schweiz erleiden jährlich rund 16’000 Menschen einen Hirnschlag.
Akute Therapie und Behandlungsmöglichkeiten
Eine gute Stunde nach dem Einsetzen der Symptome erhält die Patientin an der Stroke Unit am KSW eine intravenöse Lysebehandlung. Diese zielt darauf ab, den Blutfluss im verschlossenen Gefäss wiederherzustellen und die Symptome zurückzubilden. Diese Lysebehandlung kann bis zu 4½ Stunden nach dem Hirnschlag fortgesetzt werden und in individuellen Fällen sogar bis zu 9 Stunden. Gleichzeitig wird geprüft, ob eine mechanische Thrombektomie nötig ist, um ein Blutgerinnsel im Gehirn zu entfernen. Falls dies erforderlich ist, wird die Patientin in ein speziell dafür ausgerüstetes Stroke-Zentrum verlegt, wo der Eingriff durchgeführt werden kann. Zusätzlich zu den akuten Massnahmen setzt das spezialisierte Team auch alles daran, Komplikationen des Schlaganfalls zu verhindern oder zu minimieren. Es klärt die Ursachen ab und leitet präventive Strategien ein. Dazu gehören eine medikamentöse Therapie und die Aufklärung der Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen über notwendige Lebensstilanpassungen. Diese Massnahmen sind wichtig, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern.
Das KSW hat eine zertifizierte Stroke Unit
In der Schweiz gibt es 10 Stroke Centers und 14 Stroke Units (Stand 12/2022). Die Stroke Unit am Kantonsspital Winterthur wurde erstmals im Jahr 2014 von der Swiss Federation of Clinical Neuro-Societies im Auftrag der Schweizerischen Hirnschlaggesellschaft zertifiziert. Bei der jüngsten Rezertifizierung im Jahr 2023 erzielte sie die höchstmögliche Punktzahl und sicherte sich damit die Anerkennung für weitere fünf Jahre. Diese Auszeichnung unterstreicht ihre herausragende Qualität und macht sie zu einer der führenden Stroke Units in der Schweiz.