KSW-Pensionierte im Wandel der Zeit
Rückblickend und ohne Anspruch auf Vollständigkeit ist dieser Beitrag für die KSW-Pensionierten entstanden. Beim Zurückgehen in die bedeutungsreiche Entwicklungszeit des Kantonsspitals Winterthur zeigen sich bis heute alle aktiven und ehemaligen Mitarbeitenden als Hauptpersonen.
Sie alle haben die Veränderungen und Neuausrichtungen mitgetragen und mitgeprägt.
Die allermeisten Mitarbeitenden schauen noch als KSW-Pensionierte gerne auf den wichtigen Zeitabschnitt ihres Lebens zurück. In die heutige Umgangssprache übersetzt könnte der Slogan lauten:
«Ich bin KSW … ich war KSW gewesen!»
In den vielumschriebenen guten alten Zeiten erreichte ein hoher Anteil der Menschen fast gar nie das «Rentenalter». Eben … ANNO DOMINI!
In der Geschichte der Entwicklung von Lohnpolitik und Altersvorsorge in der Schweiz zeigte sich jedoch eine stetig sich verbessernde Situation für die Angestellten von Spitälern, Verwaltungen und Betrieben. 1890 wurde der Auftrag zur Einführung einer Kranken- und Unfallversicherung in der Bundesverfassung von 1848 verankert.
Das Gesetz, welches kantonal organisiert war, wurde vom Volk aber erst 1912 angenommen. Die Einführung der staatlichen AHV fand 1948 eine Mehrheit in der Schweizer Bevölkerung. 3-Säulen-System in Verbindung mit der obligatorischen und beruflichen Vorsorge folgte das Volk 1985 der JA-Parole.
In diese geschichtlichen Aufzeichnungen der Winterthurer Spitallandschaft passt der Zeitwandel vom städtischen Sondersiechenhaus zum Spital am Neumarkt und vom Bezug des neuen Einwohnerspitals unterhalb des Lindbergs bis hin zur Spitalübernahme durch den Kanton Zürich und zur Umbenennung in KSW. Im Jahre 1916 wurde das erste KSW-Kind geboren, und der erste Krankenwagen wurde in Betrieb genommen!
Vereinigung der alten KSW-Krankenschwestern
Gemäss dem Bericht «100 Jahre Personalkommission» im 37°-Juli Magazin 2021 versammelten sich im Jahre 1921 die ersten Mitglieder zur Gründungssitzung. In diesen Jahren formierten sich ebenfalls innerhalb des Pflegepersonals Interessen für eine stärkende Vereinigung der alten KSW-Krankenschwestern.
In Anbetracht der sich verbessernden allgemeinen Arbeitsbedingungen muss hier die Tatsache erwähnt werden, dass die Monatslöhne und die Renten der damaligen Schwestern doch eher klein waren.
Einige der heute noch rüstigen und aktiv in ihrer vertrauten Lebenssituation lebenden Pensionierten wurden rund um die 1930er-Jahre geboren und fanden als Mitarbeitende in ihrer gewählten Berufsausrichtung eine passende Anstellung im Spital.
Zusammen mit den persönlich erlebten Geschichten und mit fast lückenlosen Erinnerungen von drei Zeitzeuginnen war es mir möglich, diesen Zeitabschnitt zu erfassen und den vielversprechenden Weg bis zur heutigen Pensionierten-Organisation zu beschreiben.
Dazu darf ich mit einer aus unserer Geschichte wahrlich nicht wegzudenkenden Geschichte beginnen, die in der heutigen Zeit wie ein Märchen zu lesen ist.
1932 – Fonds für das Pflegepersonal des KSW
«Wir schreiben das Jahr 1932, in dem in Winterthur eine Dame namens Martha W. wohnte. Diese alleinstehende und hilfsbereite Frau wurde eines Tages krank und musste ins KSW eingeliefert werden. Sie war tief beeindruckt von der hingebungsvollen Tages- und Nachtarbeit, durch die damaligen Krankenschwestern verrichtet wurden. Heute würde man vom «Helfersyndrom» sprechen.
Frau W. wurde bewusst, dass das Pflegepersonal für «Gotteslohn» arbeitete. Aus dieser Erkenntnis heraus überschrieb sie vor ihrem Tod die Liegenschaft, testamentarisch festgelegt, dem Kantonsspital Winterthur. Ergänzend formulierte sie auch, dass die Zinsen dieser Liegenschaft an die pensionierten KSW-Schwestern verteilt werden mussten. Die damalige Krankenkasse zahlte den Pensionierten so wenig, dass diese «zu viel Geld zum Sterben, aber zu wenig Geld zum Leben hatten».
Mit diesem Vermächtnis wurde eine KSW-Kommission gebildet, welche die finanziellen Mittel der Pensionierten jeweils abklärte, um diese Schwestern mit einem Geldbetrag von bis zu 200 Franken, an Ostern und zu Weihnachten, unterstützen zu können. Mit diesen Worten schrieb eine Pensionierte: «Danke für die grosszügige Unterstützung. Nun kann ich mir eine Zahnprothese leisten und muss nicht immer Breili essen!» Auch besondere Ausgaben der Schwestern wurden mit diesen Geldern bezahlt. Zum Beispiel wurden Ambulanztransporte von Krankenkassen nicht bezahlt, und die Verunfallten konnten dafür die Kosten nicht selbst übernehmen. In solchen Fällen wurden die Kosten dieser Angestellten aus dem Martha Weiss-Fonds bezahlt.
Später wurde der Lohn des Pflegepersonals immer besser, und dazu stieg auch die Rente. Der Martha Weiss-Fonds wurde aufgelöst, und die noch verbliebene Geldsumme, auf Grund der ähnlichen Zweckbestimmung, in den bestehenden Personalfonds des KSW integriert.»
Mitwirkung: Linda S., Pflegefachfrau; Anni B., Lehrperson KP-Schule und Oberschwester KSW Medizin
Quelle: Martha Weiss-FONDS/PROTOKOLL RR Kanton ZH, 22. November 2017
Aus der Situation der weiterhin bestehenden Vereinigung von nur noch wenigen alten Schwestern wurde 1992 die Gründungsidee für eine Stammorganisation für die KSW-Pensionierten aufgegriffen.
Mit hellwachen Erinnerungen an diesen «wegweisenden Moment» und die dazugehörende Geschichte erzählt mir Veronika:
1993 – Gründung Pensioniertenstamm
«Auf deinen Wunsch hin versuche ich, mich noch möglichst genau zu erinnern, wie es zur Gründung des KSW-Pensioniertenstamm kam. 1993, ein Jahr nach meiner Pensionierung, erhielt ich einen Anruf von Dr. Hermann S. (ehemaliger KSW-Verwaltungsdirektor von 1973 bis 1981) und Myrtha S. (ehemalige Oberschwester Frauenklinik) mit der Frage, ob ich Lust hätte, mit Ihnen zusammen diesen Stamm zu gründen.
Mein Leben nach der Pensionierung hatte ich bereits bestens eingerichtet, doch das Projekt interessierte mich, und ich sagte zu. Ich sollte als drittes Teammitglied unter anderem für die administrativen Arbeiten zuständig sein. Wir einigten uns erstmals auf ein monatlich stattfindendes Stammtreffen, welches wir jeweils auf den letzten Freitagnachmittag des Monats festlegten. Die Suche nach einem passenden Lokal in Bahnhofsnähe lag bei mir, da ich in der Winterthurer Altstadt wohnte. In einem hübschen Restaurant konnte ich die ersten Daten reservieren.
Für das Treffen musste sich niemand anmelden, und so durften wir im Sommer 1993 etwa 15 Personen zum ersten Stamm begrüssen. Ich glaube, es waren fast nur Frauen! Im Herbst desselben Jahres organisierten wir einen Carausflug, der mit einem Zvieri im nahen Schwarzwald stattfand. Für die Zukunft planten wir bereits eine Frühlingswanderung, und der Carausflug war fortan für den Herbst geplant. Mit diesen Ausflügen stellte sich gleich die finanzielle Frage, denn der Fahrpreis kam ziemlich teuer zu stehen.
Anfangs waren meine Teamkollegen dagegen, beim Personaldienst um einen Zuschuss zu bitten. Es sollte eine Sache der Teilnehmenden sein. Doch bald schon klopften wir bei der Personalstelle an und erhielten einen Geldbeitrag pro Teilnehmer. Erst im Jahre 2005, mit dem Start von Rosmarie als neuer Teamkollegin, erhielten wir einen festen KSW-Jahresbeitrag zur selbständigen Einteilung.
Meine schöne Zeit als Teammitglied ging nach fast 20 Jahren zu Ende.»
Mitwirkung: Veronika J., Chefsekretärin KSW Röntgenabteilung
Das neue Teammitglied ergänzt dazu:
«Auf meine Frage anlässlich einer Teambesprechung, ob wir nicht bei der Direktion anfragen sollen, ob diese vielleicht die Spesen für die Gratulationskarten samt Porto übernehmen würden, meinte Veronika: ‹Können wir ja probieren!› Unser Anliegen legten wir dem Personalchef Herr B. und der Direktionssekretärin Frau L. vor. Diese wusste von einem Fonds für pensionierte Krankenschwestern, welcher nicht mehr gebraucht wurde, da ja nun alle Angestellten eine Pension erhielten. So entstand der bis heute reglementierte «Zuschuss» der KSW-Direktion, der geschätzte Jahresbeitrag, für die KSW-Pensionierten-Organisation.»
Mitwirkung: Rosmarie M., Sekretärin, KSW Technischer Dienst
Mit den oben erzählten Entwicklungen und weiterführenden Öffnungen innerhalb der Organisation finden die monatlichen Stammtreffen im selben Rhythmus wie zu Beginn im Winterthurer Restaurant Neumarkt (ehemaliges altes Spital) statt. In gleicher Ausrichtung werden auch die zwei Ausflüge im Frühling und Herbst sowie das beliebte November-Treffen auf Einladung der KSW-Direktion organisiert und in hoher Zahl besucht.
2010 erfolgte mit Rosmarie in bekannter Energie ein erster Wechsel innerhalb des Organisationsteams. Auf Anfrage stellten sich nach erfolgloser Ausschreibung im «Bazillus» Claire H. und Trudi M. (Telefonistinnen KSW-Telefonzentrale) mit ihren unverkennbaren und bekannten Stimmen zur Verfügung. Allerdings nur im «Doppelpack»! Somit war das Team wieder zu dritt.
Für den nächsten Stabwechsel im Jahre 2015 wurde für Rosmarie mit der Zusage des Schreibenden eine Ansprechperson für die weiterführenden Organisationjahre gefunden. Das bestehende Frauenteam fand in unkomplizierter und offener Art mit dem «neuen Mann» zusammen. Als Dreierteam stellten sie sich abgestimmt den neuen und herausfordernden Aufgaben. Das 25. Jahr seit der Gründung der Organisation durfte 2017 notiert werden. Zum anderen Jubiläum von je 10 Jahren im Organisationsteam von Claire und Trudi mischten sich 2020 Freude und Trauer zum Septemberausflug «Salz».
In den schwierigen, prägenden und verunsichernden Coronajahren 2020/2021 konnten keine Stammtreffen stattfinden. Früh angesetzte Verschiebedaten ermöglichten den Organisatoren die geplanten Aktivitäten von drei gelungenen Ausflügen.
Mit dem Textinhalt meiner Zusammenfassung der interessanten Geschichte der KSW-Pensionierten-Organisation im stetigen Wandel bis heute durfte ich mit Respekt und Neugier in die Entwicklungsschritte des «Mutterhauses» eintauchen. In offener Verbundenheit mit den KSW-Menschen der zuständigen Bereiche zu bleiben, ist für mich, für das Organisationsteam und vertretend für alle KSW-Pensionierten ein zentrales Anliegen.
Für die Bereitschaft und Unterstützung mit ihren persönlichen Beiträgen danke ich: Veronika, Linda, Anni, Rosmarie, Trudi und Claire … von ANNO DOMINI bis ANNO heute!