Lernen, mit der Krankheit umzugehen
Was ist ein Lipödem-Syndrom?
Das Lipödem-Syndrom ist eine Erkrankung des Fettgewebes der Unterhaut, das als Wärmeisolator und Energiespeicher dient. Die genauen Ursachen, wie und weshalb es entsteht, werden aktuell erst erforscht. Die Erkrankung trifft in erster Linie Frauen. Sie tritt vor allem bei hormonellen Umstellungen wie Pubertät, Schwangerschaften oder Menopause auf und steht oftmals im Zusammenhang mit einer Zunahme des Körpergewichts. Bei den Betroffenen vermehrt sich das Unterhautfettgewebe vor allem an den Beinen, manchmal auch an den Armen überproportional. Das führt zu spontan auftretenden Schmerzen und/oder einer starke Berührungsempfindlichkeit. Lipödem-Patienten/-innen leiden wegen ihres Aussehens und chronischer Schmerzen häufig auch psychisch.
Wieso entsteht ein Lipödem-Syndrom?
Oftmals entsteht ein Lipödem-Syndrom durch eine Gewichtszunahme im Zusammenhang mit einer hormonellen Umstellung wie in der Pubertät, der Schwangerschaft oder der Menopause. Eine familiäre Vorbelastung ist ebenfalls häufig, wobei meist eine Generation übersprungen wird; gesicherte Erkenntnisse dazu gibt es noch nicht.
«Die häufigsten Beschwerden sind Schmerzen an den Beinen, eine Neigung zu Blutergüssen und eine unregelmässige Gewebestruktur.»
Wie macht sich ein Lipödem-Syndrom bemerkbar?
Die meisten Patientinnen sagen, dass die Beschwerden – Druckempfindlichkeit der Beine und Schmerzen – erstmals im Zusammenhang mit einer Gewichtszunahme auftraten. Manchmal entdeckt auch die Gynäkologin oder der Gynäkologe das Syndrom, oder die Patientinnen werden in der Umkleidekabine von Kolleginnen darauf angesprochen.
Wie wird ein Lipödem-Syndrom am KSW behandelt?
Wir beschränken uns nicht auf medizinische Aspekte, sondern betrachten jede Patientin individuell und ganzheitlich. Wir bieten Behandlungsmöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen unter einem Dach, von der Beratung über Physiotherapie und Psychotherapie bis zur OP. Das ist gerade in komplexen Situationen sehr hilfreich.
Wie läuft eine Behandlung konkret ab?
Wir setzen zu Beginn auf konservative Massnahmen. Dazu gehören eine Kompressionstherapie, ein dreimonatiges Trainingsprogramm, gewichtskontrollierende Massnahmen und gelegentlich – falls erwünscht – psychosoziale Unterstützung. Damit erzielen wir meist sehr gute Ergebnisse. Allerdings gelingt dies nur, wenn die Patientinnen mitmachen.
Wann ist eine Psychotherapie nötig?
Viele Patientinnen leiden wegen ihres Übergewichts und haben starke Schmerzen. Das belastet. Wir versuchen dann, ihre Ressourcen zu mobilisieren, damit sie lernen, mit der Krankheit umzugehen.
Wann ist eine Operation notwendig?
Operationen – es sind drei oder vier im Abstand von mindestens acht Wochen – stehen am Ende der Behandlungskette. Die Patientinnen haben danach deutlich weniger Schmerzen und können sich besser bewegen. Damit beseitigen wir zwar störende Symptome, aber nicht die Ursache. Die Patientinnen müssen weiter an sich arbeiten.
Lässt sich ein Lipödem-Syndrom heilen?
Zurzeit noch nicht. Wichtig ist, dass die Patientinnen ihr Verhalten ändern. Nur wenn sie ihr Gewicht stabilisieren und sich moderat, aber regelmässig bewegen, bessert sich ihr Zustand langfristig.