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Möglichst früh aus dem Bett

Je früher sich Patienten nach einer Operation oder einer akuten Erkrankung mit Einlieferung ins Spital wieder bewegen, desto schneller können sie das Spital wieder verlassen. Das können anfänglich nur ein paar Schritte im Gang vor dem Zimmer sein, später sind dann auch Spaziergänge im Freien möglich. Am KSW gehört die sogenannte Frühmobilisation in allen Bereichen zum Behandlungskonzept.

Um die körperliche Aktivität von stationären Patientinnen und Patienten zu verbessern, laufen unter dem Begriff «Hospital in Motion» in vielen Ländern verschiedene Initiativen. Die sogenannte Frühmobilisation – also der unverzügliche Beginn von körperlicher Aktivität ab dem erstmöglichen Moment nach der Hospitalisation – zählt zu den einflussreichsten Faktoren während des Spitalaufenthalts.

Je mehr sich die Patienten bewegen, desto weniger Zeit verbringen sie liegend im Bett – und desto schneller können sie wieder austreten. «Dieser Aspekt wirkt sich einerseits positiv auf die Lebensqualität der Patienten und anderseits auf die Wirtschaftlichkeit des Spitals aus», sagt Giuseppe Mungo, Fachteamleiter am Institut für Therapien und Rehabilitation. Frühmobilisation sei jedoch keine therapeutische Einzelleistung, sondern eine interdisziplinäre Aufgabe. Jeder klinische Bereich verfolgt dabei eine eigene Strategie, wie diese umgesetzt werden soll.

Das KSW hat bei der Frühmobilisation schon vor längerer Zeit eine Vorreiterrolle übernommen. Bereits 2016 wurde in einem gemeinsamen Projekt des Zentrums für Allgemeine Innere Medizin sowie des Instituts für Therapien und Rehabilitation (damals noch Institut für Physiotherapie) die Funktion der Aktivitätsassistenz geschaffen. Die anfänglich auf sechs Monate befristete Stelle wurde nach kurzer Zeit bereits in eine unbefristete Stelle umgewandelt, und auf dem Arbeitsmarkt wurde nach Verstärkung gesucht.

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Tanja Aemisegger übergibt einem Patienten den Flyer.

Auch auf der Chirurgie ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit für die Förderung der Frühmobilisation schon lange im Fokus. Vor allem die Einführung von ERAS (Enhanced Recovery after Surgery) im Jahr 2013 bewirkte eine grosse Veränderung für alle Berufsgruppen im Bereich Viszeral-/Thoraxchirurgie. Nun zogen alle – Ärzteschaft, Pflege und Therapieberufe – an einem Strang, um die Patienten ab dem ersten Tag nach der Operation für möglichst viele Stunden aus dem Bett zu bekommen. Noch heute ist diese Philosophie in der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen deutlich spürbar.

Wer im Bereich der Aktivitätsassistenz arbeiten möchte, braucht nicht zwingend eine Ausbildung im Bereich Fitness/Sport oder als medizinisches Hilfspersonal, wie zum Beispiel FaGe, obwohl es natürlich von Vorteil ist. Unverzichtbar sind hingegen die Freude an Bewegung und die Fähigkeit, diese auf die Patientinnen und Patienten zu übertragen. Nach einer Einarbeitungszeit kann es losgehen, wobei es hauptsächlich um Bewegung und Motivation geht, um die repetitive, nichttherapeutische Mobilisation. Dabei steht im Gegensatz zur Physiotherapie nicht die Qualität der Bewegung, sondern die Quantität im Vordergrund. Aktivitätsassistentinnen und -assistenten leisten Unterstützung beim Umgang mit neuen Hilfsmitteln und arbeiten in der Schnittstelle zwischen Pflege, Ärzten und Physiotherapeuten. Mobilisation erfolgt unabhängig vom Eintrittsdatum und der Aufenthaltslänge.

Die Aktivitätsassistenten trainieren mit den Patienten Fähigkeiten, die sie dann auch zu Hause benötigen, wie etwa Orientierung, Gehen auf unterschiedlichen Unterlagen und Treppensteigen. Patienten müssen sich nicht anmelden, sie werden von den Aktivitätsassistentinnen und -assistenten, die jeweils einer Abteilung fest zugeordnet sind, ausgewählt und angesprochen. Auf den Privatabteilungen der Medizin ist bis jetzt keine Aktivitätsassistenz fix zugeteilt, sondern sie erfolgt nur auf ärztliche Anmeldung. Wie Edith Frank, Pflegefachfrau, sagt, kommt das Angebot bei den Patienten sehr gut an und wird als wertvolle Ergänzung geschätzt, Kolleginnen aus den Abteilungen mit fester Aktivitätsassistenz berichten zudem, dass diese fixe Zuteilung die Einstellung der ganzen Abteilung zum Thema stark beeinflusse.

Auf der Chirurgie wurde 2019 der Grundgedanke von ERAS fortgesetzt. Auf Initiative von Fabienne Manser, Fachverantwortliche Pflege, und Susanne Rüegg, ERAS-Nurse, wurde in Zusammenarbeit mit Ines Unger, Fachverantwortliche Organchirurgie am Institut für Therapien und Rehabilitation, eine Serie von Flyern erstellt. Diese werden – nachdem sie im Herbst 2019 mit einer interdisziplinären Aktionswoche und Schulungen auf der Abteilung eingeführt wurden – durch die Pflegefachleute abgegeben und ersetzen bei Patientinnen und Patienten mit niedrigem Komplikationsrisiko die Physiotherapie. So bleibt mehr Zeit für die aufwendigen Hochrisikofälle. Ein Gewinn für alle, findet auch Fabienne Manser.


Facts & Figures

  • 1’000 Schritte pro Tag sind in den ersten Tagen der Hospitalisation eine kritische Grenze, die auf die Aufenthaltsdauer einen relevanten Einfluss hat.
  • Bei der Evaluation der Aktivitätsassistenz im Projekt wurde auf der Medizin nach nur einer Woche eine Steigerung von 953 Schritten (ohne Aktivitätsassistenz) auf 1’355 Schritte (mit Aktivitätsassistenz) erreicht.
  • 2’500 Schritte pro Tag sollten auch alte, kranke Menschen jeden Tag machen, das entspricht etwa 1,5 Kilometern oder rund 20 Ganglängen im Bettenhaus.
  • 6 Stunden pro Tag sollten sich Patienten im Spital ausserhalb des Betts aufhalten. Das heisst zwar, dass die Patienten immer noch 18 Stunden täglich im Bett verbringen, trotzdem werden die 6 Stunden sehr oft nicht erreicht.
  • Informationen und Aufklärung sind nebst angeleiteter Bewegung durch das Personal gemäss einer grossen niederländischen Studie die wichtigsten Faktoren, damit sich Patienten mehr bewegen.
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