Nicht nur am Anfang ist das Wort
Sie gehören zwar organisatorisch zum Institut für Therapien und Rehabilitation (ehemals Institut für Physiotherapie), sind dort aber für eine eigene Disziplin zuständig. Durch den Wechsel der Bezeichnung für das Institut wird der Tätigkeit von Barbara Gächter und Berit Kertscher mittlerweile besser Rechnung getragen. Sie sind nämlich keine Physiotherapeutinnen, sondern Logopädinnen, die sich um die sprachliche und schlucktherapeutische Rehabilitation von Patienten kümmern. Im Januar war es genau fünf Jahre her, dass am KSW die klinische Logopädie für Erwachsene erstmals angeboten wurde. Damals war es noch eine Person, heute sind es zwei 70-Prozent-Stellen, die Barbara Gächter und Berit Kertscher besetzen. Gleichwohl ist ihr Angebot sogar im KSW selber noch nicht so bekannt, wie es eigentlich sein müsste. Noch immer bekommen sie interne Anfragen, ob sie extern jemanden kennen würden, der bei logopädischen Problemen eines Patienten helfen könnte.
Überall im Haus
Beigezogen werden die Logopädinnen, wenn Patienten im Rahmen einer neurologischen Erkrankung Sprach-, Sprech-, Stimm- oder Schluckprobleme haben. Auch bei Krebspatienten können sie zum Zug kommen. Grundsätzlich stehen sie zur Verfügung für Patienten, die sowieso am KSW sind. Anfänglich standen die Patienten der Stroke Unit im Vordergrund, weil es für deren Zertifizierung zwingend eine Logopädin brauchte. Heute sind Barbara Gächter und Berit Kertscher überall im Haus für stationär oder ambulant behandelte Patienten im Einsatz; sogar bei den jüngsten Patienten auf der Neonatologie kommt bei initialer Trinkschwäche die Logopädin. Das Einsatzspektrum reicht von der Neonatologie bis zur Palliativstation.
Es kommt nicht selten vor, dass Patienten mit der Stimme Probleme bekommen. Da sei es wichtig, das Problem zu erkennen und die Patienten richtig zu beraten, sagt Barbara Gächter. Gar einen sozialen Aspekt haben Schluckprobleme. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität und bringen die Betroffenen in eine Ausnahmesituation. Denn die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit ist im Leben zentral. Plötzlich wird etwas Alltägliches zur (unter Umständen bedrohlichen) Herkulesaufgabe. Das können sich viele gar nicht vorstellen.
Fehlermuster erkennen
Zu einem sozialen Rückzug kann es bei Aphasie kommen, also wenn eine Sprachverständnisstörung vorliegt und man die Wörter nicht mehr einfach so findet. Bei betroffenen Patienten werde ein validierter Test durchgeführt, um Fehlermuster zu erkennen, erklärt Berit Kertscher. «Denn die Sprache ist die Verpackung der Gedanken.» Je nach Schweregrad werde dann an der Grammatik, an der Wortfindung oder gar am Sprachverständnis gearbeitet. Auch die Artikulation kann betroffen sein, wenn sich die Zunge oder die anderen Sprechwerkzeuge plötzlich nur noch schwerfällig bewegen lassen. Durch ihre Arbeit haben die beiden Frauen schon vielen Patienten helfen können, was jeweils sehr befriedigend sei. Es braucht dazu aber die Mitarbeit und den Willen der Betroffenen. Sonst ist es schwierig.
Im Zentrum steht immer, dass die Kommunikation aufrechterhalten werden kann. Während einer Therapie schütten Patienten den Logopädinnen manchmal ihr Herz aus und beginnen über ganz private Probleme zu sprechen. «Je nachdem holen wir dann einen Seelsorger oder eine Psychologin dazu», sagt Barbara Gächter. «Im Allgemeinen wird unser Einsatz von den Patientinnen und Patienten gut aufgenommen.» Die Arbeit bezeichnet sie als spannend und abwechslungsreich und als wichtig. Deshalb wurden auch schon mehrere Schnupperpraktika und zwei Abschlusspraktika im Rahmen der Logopädieausbildung durchgeführt.
Am 6. März ist der europäische Tag der Logopädie. Gern begrüssen die Logopädinnen an diesem Tag Interessierte in der Eingangshalle des KSW und beantworten dort – und auch sonst jederzeit – Fragen. Weitere Informationen finden sich im Intranet.