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Schmerzlose Eingriffe

Nur dank der Erfindung der Narkose sind wir heute imstande, Operationen durchzuführen, ohne dass Patienten Schmerzen empfinden. Dem war allerdings nicht immer so. Das Institut für Anästhesiologie am KSW feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen – ein Rückblick auf 50 Jahre Entwicklung und Spezialisierung.

Was hat sich in 50 Jahren Anästhesie am KSW geändert?

Es hat sich sehr viel im Bereich der Patientensicherheit getan. Das ist unter anderem durch das erworbene Fachwissen, die fundierte Weiterbildung und die technischen Entwicklungen bedingt. Wir haben heute die Möglichkeit, Patientinnen und Patienten viel individueller zu betreuen und zu beobachten. So können wir beispielsweise konstant die Sauerstoffsättigung im Blut und das Kohlendioxid in der Ausatemluft der Patienten messen. Patienten, die eine Operation vor sich haben, werden vor dem Eingriff vom zuständigen Anästhesiearzt beurteilt. Die Narkose wird individuell auf die Art der Operation, das Alter, die Gesundheit und natürlich die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche der Patienten angepasst. Wir haben heute dank eines breiten Spektrums an Narkosemitteln und -verfahren die Möglichkeit, auf jede Patientin und jeden Patienten individuell einzugehen. Unabhängig von der Schwierigkeit der Operation ist das Narkoseverfahren heute sehr sicher, und es kommt nur extrem selten zu schwerwiegenden Komplikationen.

Was hat sich im Operationssaal aus Sicht der Anästhesie verändert?

Unser Spital ist zwar in Fachbereiche gegliedert, diese arbeiten aber nicht für sich. Bereits vor der Operation kommt ein Patient mit vielen verschiedenen Fachleuten in Berührung, und auch im Hintergrund arbeiten die Fachgebiete eng miteinander zusammen. Das hat zum einen mit dem demografischen Wandel zu tun, der immer mehr ältere Patienten mit komplexen Krankheitsbildern und oft mit Multimorbidität hervorbringt. Patienten müssen für einen optimalen Behandlungsablauf interdisziplinär und interprofessionell betreut werden. Zum anderen zeigt sich immer mehr, wie wichtig eine offene Kommunikation und eine gesamtheitliche Zusammenarbeit der Fachgebiete sind – das schliesst die Anästhesie nicht aus. So unterschiedlich die Fachgebiete auch sein mögen, so eng sind sie miteinander verbunden. Die Anästhesie beispielsweise betrifft mehrere Fachgebiete und ist ein wichtiger Bestandteil jeder Operation. Dank dieser engen Zusammenarbeit und der gesamtheitlichen Betrachtung jedes Patienten haben wir unsere Effizienz und die Qualität unserer Arbeit in den letzten Jahrzehnten stark steigern können.

Warum ist die Anästhesie ein so wichtiges Fachgebiet?

Die spezialisierte Anästhesie ist ein vergleichsweise junges Fach der Medizin. Dabei beeinflusst es die medizinischen und speziell die chirurgischen Möglichkeiten ungemein; ohne das Fachgebiet der Anästhesie könnten keine Operationen durchgeführt werden, da Patienten jede Bewegung, jeden Schnitt des Chirurgen spüren müssten. Man möchte sich kaum vorstellen, was das bedeuten würde – oder lange Zeit bedeutet hat. Vor der Erfindung der Narkose waren bereits kleine Operationen eine Herausforderung. Dank der Narkose können wir heute hochkomplexe Operationen am menschlichen Körper sicher durchführen, ohne dass Patienten währenddessen Schmerzen leiden müssen. Unsere anästhesiologischen Fachpersonen (Anästhesiearzt und/oder Experte in Anästhesiepflege NDS HF) betreuen die Patienten kontinuierlich während des gesamten Eingriffs. Nebst Durchführung der Narkose werden sämtliche Vitalfunktionen überwacht und wo nötig unterstützt.

Warum empfindet man während der Narkose eigentlich keinen Schmerz?

Für jeden Patienten wird individuell ein Schmerzmittel mit einem Narkosemittel kombiniert – je nach den Bedürfnissen des Patienten (Alter, Gewicht, Vorerkrankungen etc.) und der Operation. Das Schmerzmittel ermöglicht eine Analgesie (Schmerzlinderung), das Narkosemittel lässt die Patienten «einschlafen». Dank dieser Kombination wachen Patienten nicht auf und empfinden keinen Schmerz, auch wenn ihnen bei einer Operation im Grunde starker Schmerz zugefügt wird.

Also schlafen Patientinnen und Patienten während einer Operation?

Narkose ist nicht gleich Schlaf, auch wenn es von aussen vielleicht ähnlich aussieht. Bei einer Vollnarkose befinden sich Patienten in einem komaähnlichen Zustand – das mag etwas bizarr klingen, ist aber völlig normal und auch gewollt. Der Unterschied zum Koma ist, dass wir Patienten explizit auf ein bestimmtes Bewusstseins-Level bringen (viel tiefer als gewöhnlicher Schlaf). Die anästhesiologische Fachperson, die bei jeder Operation anwesend ist, überprüft den Gesundheitszustand des Patienten laufend. Dabei verabreichen wir nur so viel Narkosemittel, dass die Person bei einem Stopp der Zufuhr (im Normalfall über die Vene in der Hand) innerhalb kurzer Zeit aufwacht. Patientinnen und Patienten sollen immer nur so lange in Narkose bleiben, wie es für die Operation nötig ist.

Und wie war das vor 50 Jahren?

Früher wurde die Narkose «nebenbei» gemacht. Wenn sich der Patient zu stark gegen die Operation wehrte, wurde Äther nachgeträufelt. Dies führte aufgrund der rudimentären Überwachung zwangsweise zu unbemerkten Atem- und Kreislaufzusammenbrüchen, die auch tödlich enden konnten. Die heutigen Narkosegase weisen immer noch die Grundstruktur von Äther auf. Sie sind aber so verändert, dass sie besser steuerbar sind. Ausserdem waren Prozesse und Abläufe rund um eine Operation nicht so gut geplant und die Fachgebiete nicht so eng vernetzt. Da gab es mehr Spielraum für Fehler, auch aufgrund von Unklarheiten betreffend Verantwortlichkeit. Heute arbeiten wir viel spezialisierter, effizienter und näher am Wohl des Patienten.

Icon für die Fachabteilung Anaesthesiologie KSW
Anästhesiologie
Das Team der Klinik für Anästhesiologie betreut Patientinnen und Patienten vor und während der Operation, bei Schmerzzuständen und in Notfallsituationen.
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